USK versus PEGI: Eine europäische Kontroverse


PEGI und USK – Immer wieder kommt es in der Öffentlichkeit zu Diskussionen über die verschiedenen Kennzeichnungssysteme zur Alterseinstufung von Computer- und Videospielen. Dabei gibt es allzu häufig zahlreiche Missverständnissen über das Zustandekommen einer Altersempfehlung und somit auch über die Aussagekraft der verschiedenen Kennzeichnungen. Nachdem im letzten Monat die derzeitigen Lücken im deutschen USK-System näher beleuchtet wurden, klärt medienbewusst.de jetzt, welche Probleme besonders auf europäischer Ebene bestehen.

Die Idee der Selbstkontrolle

Das deutsche Grundgesetz kann bei der Thematik des Jugendmedienschutzes aus zwei Perspektiven betrachtet werden: Denn zum einen hat der Staat die verfassungsrechtliche Aufgabe, Kinder und Jugendliche vor entwicklungsbeeinträchtigenden bzw. jugendgefährdenden Medien zu schützen. Zum anderen räumt das Grundgesetz auch den Erwachsenen allgemeine Freiheitsrechte ein, die nur nach einer ausgiebigen Abwägung mit den jugendschutzrechtlichen Vorschriften eingeschränkt werden dürfen. Das heißt, dass es bei jeder neuen Regelung um nichts weniger geht als die Frage: Wie weit darf die Freiheit des Einzelnen zum  Schutz unserer Kinder eingeschränkt werden?

Im Zuge dieser Überlegungen wurden Mechanismen zur Selbstkontrolle geschaffen, damit nicht allein den staatlichen Behörden die Kontrolle von Computer-und Videospielen obliegt und diese entscheiden, welche Spiele in welcher Form auf den Markt gebracht werden dürfen.

Umsetzung der Selbstkontrolle im Vergleich

Auf nationaler Ebene ist die USK eine etablierte Einrichtung der Selbstkontrolle zur Kennzeichnung von Computer-und Videospielen. Damit ein Spiel ein Alterskennzeichen erhält, wird es zunächst von Gutachtern der USK geprüft. Anschließend empfiehlt die USK den staatlichen Vertretern eine Alterskennzeichnung, die dann akzeptiert oder zurückgewiesen werden kann (medienbewusst.de berichtete). Die USK-Kennzeichen sind selbsterklärend und unmissverständlich, so dass sowohl Kinder und Erstkäufer diese Kennzeichen verstehen können. Verweigert die USK eine Kennzeichnung, kann das Spiel von der Bundesprüfstelle jugendgefährdender Medien indiziert werden.

Auf internationaler Ebene wird das PEGI-System genutzt, um eine Harmonisierung der jugendschutzrechtlichen Vorschriften auf europäischer Ebene zu unterstützen. Seit 2003 wird die PEGI-Kennzeichnung in mittlerweile 31 meist europäischen Ländern angewandt. Neben dem Symbol der Alterseinstufung gibt es bei System der PEGI zusätzlich ein sogenanntes Inhaltssymbol. Dieses Symbol erlaubt Rückschlüsse auf den Inhalt des Spiels, also beispielsweise, ob Schimpfwörter verwendet werden und Drogen, Angst oder Gewalt eine Rolle spielen.

Das Instrument der Selbstkontrolle wird im internationalen Bereich wesentlich toleranter definiert als auf dem deutschen Markt üblich. Dies zeigt sich daran, wie eine Alterskennzeichnung zustande kommt. Denn bei der USK handelt es sich zwar um eine Selbstkontrolleinrichtung, allerdings werden die Spiele von unabhängigen Gutachtern bewertet. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei PEGI um eine reine Selbsteinschätzung der Spielehersteller. Die Hersteller füllen online ein Bewertungsformular aus und durch eine vollautomatisierte Auswertung werden dem Spiel eine Alterseinstufung und ein Inhaltssymbol zugeordnet. Ein Verhaltenskodex soll dabei gewährleisten, dass die Spielehersteller das Bewertungsformular wahrheitsgemäß und verantwortungsbewusst ausfüllen.

In Deutschland ist es den Spieleherstellern zwar freigestellt, zusätzlich zu den USK-Kennzeichen,  die PEGI-Kennzeichen auf der Verpackung ihrer Spiele anzubringen. Möchte ein Hersteller seine Spiele allerdings auf dem gesamten deutschsprachigen Markt veröffentlichen, sind für Deutschland USK-Kennzeichen und für Österreich und die Schweiz PEGI-Kennzeichen notwendig, um das Spiel gut sichtbar im Handel platzieren zu können.

Nachteilig ist, dass somit drei verschiedenen Abbildungen auf der Verpackung zu finden sind, die zu Verwirrung bei den Käufern führen. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass die USK und PEGI unterschiedliche Altersstufen vorsehen. Bei der USK werden die Altersklassen 0+, 6+, 12+, 16+, 18+ unterschieden – bei PEGI werden in 3+, 7+, 12+, 16+, 18+ unterteilt. Da bei beiden Systemen zudem unterschiedliche Kriterien zur Bewertung hinzugezogen werden, kann es somit zu ungleichen Klassifizierungen kommen.

Alterseinstufung und die offene Frage von Strenge und Toleranz

Es bleibt also festzuhalten, dass nach den deutschen jugendschutzrechtlichen Vorschriften eine Kennzeichnung nach dem PEGI-System in Deutschland möglich, aber keinesfalls verbindlich ist. Gleiches gilt natürlich auch für andere ausländische Altersfreigaben, wie z.B. das Verfahren nach dem amerikanischen Entertainment Software Rating Board. Die ausländischen Kennzeichnen können jedoch allenfalls als Empfehlung angesehen werden.

Natürlich werden auch in Deutschland immer wieder die Forderungen laut, das System der USK durch das PEGI-System zu ergänzen oder sogar vollständig zu ersetzen. Erwachsene Computerspieler und im Besonderen Liebhaber Shooter-Spielen würden eine Kennzeichnung nach dem toleranten PEGI-System bevorzugen. Dies würde auch den Import von ausländischen Spielen erleichtern, die auf dem deutschen Markt nur als geschnittene Versionen verkauft werden dürfen.

An dieser Stelle hat der Gesetzgeber allerdings die eingangs gestellte Frage zu klären, ob der Verkauf von Computerspielen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen durch das strengere Verfahren der USK weiterhin zu rechtfertigen ist. International genießt das strenge deutsche Jugendschutzsystem, dass eine effektive Kombination von Selbstkontrolle seitens der Spielehersteller durch die USK und der staatlichen Jugendschutzbehörden darstellt, große Anerkennung. Ein Wechsel zu PEGI, nur weil dieses auf internationaler Ebene Anwendung findet, wäre danach für viele Außenstehende ein echter Rückschritt. Es ist daher fraglich, ob es sinnvoll wäre, in Deutschland voll und ganz auf das PEGI-Prinzip zu setzen.

Katharina Große-Schwiep

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