Als das Kinderfernsehen noch in den Kinderschuhen steckte


„Aller Anfang ist schwer!“ – Auch das Kinderfernsehen hatte es in den ersten Jahren nicht leicht.  Das neue Medium Fernsehen wurde Anfang der 50er Jahre nicht ganz ohne Kritik von der Bevölkerung angenommen. Die Angst vor Reizüberflutung und Suchtgefahr, gerade für Kinder, war groß.

Mit der Zunahme der Fernsehgeräte in deutschen Haushalten stieg in logischer Konsequenz auch die Zahl der Zuschauer. Fernsehen war nun für Alle, unabhängig von sozialem Status und Alter, zugänglich. Um interessendeckend zu arbeiten und somit die unterschiedlichen Zielgruppen zu bedienen, entstanden neue Sendekonzepte. Aus dieser Entwicklung heraus entstand auch das Kinderfernsehen.

Schon 1953 flimmerten die ersten Kindersendungen in Deutschland über den Bildschirm. Dies war unter anderem auch dem Engagement von Ilse Obrig zu verdanken. Bereits während ihres Psychologie Studiums begann sie 1928 ihre Karriere beim Kinderfunk bei der Mitteldeutschen Rundfunk AG in Leipzig. Von 1945 bis 1949 war sie am Aufbau des Kinderfunks beim (Ost-) Berliner Rundfunk beteiligt und wechselte ein Jahr später zum Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR). Dort wirkte sie am Aufbau des Kinderfernsehens maßgeblich mit und erreichte Anfang der 50er Jahre große Beliebtheit mit ihren Sendungen „Kinderstunde“ und „Kinderfernsehfunk“. In Bastel-, Turn- und Singübungen sollten die Kinder auf spielerische Art und Weise wichtige Grundkenntnisse erlernen.

Doch die Kinder- und Jugendpädagogen in den 50er Jahren, sahen in den Medien eine Gefahr für die Entwicklung der Kinder. Die Medien standen in Konkurrenz zu schulischen Erziehungs- und Sozialisationsbemühungen. Auch seitens der Kirche gab es Befürchtungen, das Kinderprogramm besäße eine „wertzerstörenden Wirkung“. Diese Schwierigkeiten gipfelten dann 1957, in Verbindung mit dem Jugendschutzgesetz, in einem Kinoverbot für Kinder unter sechs Jahren. Diese Verordnung bedeutete das Ende der deutschen Märchen- und Kinderfilmproduktion und führte zu der Entscheidung der ARD, auch zukünftig keine Fernsehsendungen mehr für Kinder unter sechs Jahren anzubieten. Diese ablehnende Haltung gegenüber dem Kinderfernsehen war einmalig in Europa und stieß international auf Unverständnis.

Anfang der 60er Jahre versuchte das Kinderfernsehen, sich den Erwartungshaltungen der „Erwachsenen“ an eine ordentliche Kindheit unterzuordnen. So wurden die Kinder aufgefordert sich „sinnvoll“ zu beschäftigen, Kindergottesdienste angeboten, Schulaufgaben gelöst und man versuchte mit „moralisch-sittlichen erzieherischen Anweisungen“ den Kindern wichtige gesellschaftliche Werte beizubringen. Damit war das Kinderfernsehen Teil des sogenannten „Bildungs- und Erziehungsprojekt der Moderne“ geworden.

In den nächsten Jahrzehnten entwickelte sich das Kinderprogramm rasant. Es wurden Kindersendungen importiert, wie zum Beispiel „Sailor Moon“ oder „Superman“ und auch die ganz Kleinen wurden in der „Fernsehvorschule“ wieder aktiv mit eingebunden. Zeichentrickfilme und Buchverfilmungen erfreuten sich großer Beliebtheit. In den 90er Jahren entstanden einige Sender, wie Nickelodeon und der Kinderkanal, die sich voll den Kindern widmeten.

Der Trend der Zukunft geht wohl eindeutig zur Multimedialität der Kinderprogramme. Fast alle Kindersender besitzen eigene Webseiten und präsentieren sich mit einer großen Fülle an Angeboten. Darüber hinaus bietet die Internetaktivität der Sender auch eine neue Form der Kommunikation für die Kleinen. Neben der Vorschau zu neuen Fernsehserien, Kinofilmen oder spannenden Reportagen, können die Kinder auch zum Beispiel beim Kika-Kummerkasten auf wertvolle Tipps für Alltagsprobleme zurückgreifen.

Heike Keck

Quellen:
http://www.uni-magdeburg.de/iew/web/studentische_projekte/ws04/kinderfernsehen/Index.html
http://www.dra.de/online/hinweisdienste/ereignis/2008/februar21.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Ilse_Obrig
http://www2.uni-jena.de/erzwiss/projekte_2003/pein_wendler/Geschichte_KF.html
http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/14_2001_2.htm
http://www.uni-bielefeld.de/paedagogik/Seminare/moeller02/04kindertv/geschichte.html
http://www.kika.de/

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