Knietzsche – „Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen.“


Der deutsche Philosoph Immanuel Kant sagte einst: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Der Mensch soll im Laufe seines Lebens zu einem selbstständigen und vor allem selbstdenkenden Individuum heranreifen, das die Welt um sich herum hinterfragt. Und wie so oft lässt sich dies leichter sagen als tun. Gerade im Kindesalter ist die Welt meist einfach gestrickt. Es gibt Gut und Böse, Falsch und Richtig und erst mit der Zeit kristallisieren sich die Grautöne aus dem einstigen Schwarzweißbild heraus.

Quirlige Denkanstöße finden Eltern und Kinder in Form der Serie „Knietzsche – Der kleinste Philosoph der Welt“. Die Animation von Anja von Kampen, gleichzeitig Autorin und Produzentin, dreht sich um einen kleinen Jungen, der gerne hinter die Kulissen unserer Alltagsfragen blicken möchte. Das Spektrum ist dabei sehr vielseitig. Egal ob Themen wie Freundschaft, Gewissen, Angst, Gerechtigkeit, Glück oder Freiheit. Knietzsches Wissensdurst scheint endlos. „Er ist ein kleiner Denker, der Kinder dazu anregen soll, über Themen nachzugrübeln, die so in der Schule nicht besprochen werden“, weiß von Kampen. Den Nachwuchs zu flexiblem Denken zu ermutigen, sei ihr dabei wichtig. „Gerne verwenden wir dafür auch mal ein auf den ersten Blick etwas absurd klingendes Beispiel. Die Kommunikation auf Augenhöhe ist das Entscheidende.“ Dabei wird in den Episoden nicht der obligatorische Zeigefinger gehoben, denn neben neuen Anregungen möchte Knietzsche vor allem eines: Spaß machen. Unterstützt wird er dabei von seinen acht Freunden, die ein buntes Potpourri verschiedenster Eigenschaften und Fähigkeiten abdecken und in den passenden Momenten auftreten. Da gäbe es zum Beispiel den sportlichen Norbert oder Dawina, deren Interesse der Wissenschaft gilt und die auch gerne mal für das ein oder andere rauchende Reagenzglas sorgt. Doch welche Erkenntnis wird am Ende einer Folge eigentlich bezweckt? „Kinder sollen ein Gefühl dafür entwickeln, dass Eltern oder Lehrer es nicht immer besser wissen, weil es im Leben Themen gibt, bei denen es keine richtigen oder falschen Antworten gibt. Knietzsche folgt zwar einer gewissen Ordnung, aber die jungen Zuschauer sollen lernen, nicht immer alles zu glauben“, so von Kampen, deren Werk bereits 2013 sowie 2014 für den Goldenen Spatz nominiert war.
Bis zum Jahresende wird es 29 Folgen mit dem kleinen Mann geben, die in insgesamt fünf Ländern ausgestrahlt werden. Im Frühjahr 2014 erschien bereits eine DVD. Namensvetter Friedrich Nietzsche genießt im Übrigen kleinere Cameo-Auftritte in manchen Folgen. Die Idee zum Abenteuer entstand dabei eher zufällig. „Wir haben uns während einer ARD-Themenwoche Gedanken gemacht, wie man das Thema Tod vermitteln könnte. Wie lässt sich das für Kinder erklären? Dafür brauchte es eine Figur und Knietzsche war geboren“, verrät die Autorin. Dass diese Entscheidung genau ins Schwarze getroffen hat, zeigt das Resultat: Knietzsche wurde mit dem Deutschen Bildungsmedienpreis „digita“ ausgezeichnet.In einer Sendung der ARD-Themenwoche 2014 werden zudem drei neue Filme mit den Themen „Der Unterschied“, „Die Anderen“ und „Die Toleranz“ präsentiert, die auch im Internet angesehen werden können. Das Magazin mit KIKA-Moderator Ben läuft am Sonntag, dem 16. November um 7.10 Uhr.

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Nicht immer erschließt sich allen Kindern der Inhalt einer Folge beim ersten Schauen, sondern vielleicht erst beim zweiten oder dritten Mal. „Kinder sind Gewohnheitstiere. Sie wollen etwas dann immer wieder schauen und entdecken immer wieder kleine Details“, erklärt die Produzentin. Ob allein oder gemeinsam mit den Eltern – Knietzsche wagt den Schritt, auch etwas komplexere Fragen unter die Lupe zu nehmen, und das offensichtlich mit Erfolg. So gesehen steht dem Voranschreiten des kleinsten Philosophen der Welt sicher nichts mehr im Weg.

Weitere Infos zu Knietzsche sind hier zu finden: http://knietzsche.com/ und http://www.youtube.com/user/knietzschetv/

Martin Härtig

Bildquellen:
vision X GmbH