„Besonders wichtig ist das sich Zeit nehmen“


Dr. Harald Gapski ist Projektleiter des Medienkompetenz-Netzwerks Nordrhein-Westfalen. Im Interview mit medienbewusst.de gibt er Auskünfte über seine Arbeit und nimmt Stellung zum Thema Medienkompetenz bei Kindern.

 

Dr. Harald Gapski

Sehr geehrter Herr Dr. Gapski, sie sind Projektleiter des Projekts mekonet. Das Projekt will Medienkompetenz verbessern. Wie gehen Sie da genau vor?

Mekonet, das Medienkompetenz-Netzwerk Nordrhein-Westfalen, richtet sich an Multiplikatoren der Medienbildung, also an Menschen, die durch ihre Arbeit Medienbildungsprozesse fördern. Für diese Personen erstellen wir Beratungsangebote, Orientierungshilfen und Informationsmaterialien zu aktuellen Themen der Medienkompetenzentwicklung. Dazu beobachtet mekonet laufend Themen der Medienkompetenzförderung und bereitet diese auf. Insofern ist mekonet nicht nur Informations- und Serviceanbieter, sondern auch Impulsgeber.

Besonders im Bereich der Mobilen Medien hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Worauf sollten Eltern besonders achten, wenn es um das Thema Handy und Kinder geht?

Wir haben einige der Hinweise in unserer mekonet kompakt Handreichung Jugendliche und Handy zusammengefasst und weiterführende Tipps für Eltern eingefügt: Das fängt bei der Auswahl des geeigneten Tarifmodells an, betrifft die gemeinsame Besprechung des Funktionsumfangs und sollte durchaus auch das Gefahrenpotenzial der Handystrahlung bei Kindern nicht gänzlich außer Acht lassen. Wie bei allen Medien gilt: Besonders wichtig ist das „sich Zeit nehmen“ und das Eingehen der Eltern auf die Kommunikationsbedürfnisse der Kinder und die Besprechung der Risiken, seien es Kostenfallen, Datenverlust oder die Missbrauchsmöglichkeiten durch Cybermobbing.

Ab welcher Altersstufe ist es sinnvoll seinem Kind das erste Handy zu geben und welche Funktionen sollte es besitzen?

Das hängt immer von der individuellen Entwicklung des Kindes ab, und damit letztlich von der Einschätzung der Eltern, wie weit das Kind in seiner Entwicklung ist. Im Grundschulalter sollte man vielleicht davon absehen, danach muss man schauen. Wenn man selber über ein Handy verfügt und dem Kind die Nutzung vorlebt, ist es sicher schwieriger. Hier sollte man sich bei Eltern im sozialen Umfeld des Kindes umhören und dann entscheiden.

Man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass einige Eltern frühzeitig ihren Kindern Handys kaufen, um sie permanent erreichen zu können – nicht immer zur Freude der Kinder, die sich teilweise gegängelt fühlen. Hier gilt es Freiräume zu gewähren.

Neben allen Vorteilen, die ein Handy hat, gibt es natürlich auch Risiken. Was sind ihrer Meinung nach die Hauptprobleme die bei der Nutzung von Handys bei Jugendlichen auftreten können?

Kinder und Jugendliche sollten frühzeitig mit den möglichen Konsequenzen ihrer Mobilkommunikation vertraut gemacht werden. Neben den Kostenaspekten sollten auch Rechte am Bild, die Weitergabe persönlicher oder urheberrechtlich geschützter Daten und durchaus strafrechtlich relevanten Aspekte des Cybermobbings thematisiert werden.

Wie wird sich in Zukunft der Umgang mit Handys verändern?

Es steht zu vermuten, dass diese kleinen Geräte in Zukunft noch intelligenter und autonomer agieren. Sie werden in unseren Lebensalltag weit stärker eingreifen und sich in die alltäglichen Entscheidungsprozesse einfügen, in dem sie eigenständig Vorschläge machen, an Termine erinnern, Ortswechsel interpretieren und zum mobilen und lokalisierten Werbeträger werden. Gleichzeitig sind Smartphones in der Lage, einen ununterbrochenen Datenstrom über das digitale und reale Leben ihrer Nutzer zu liefern, was neue datenschutztechnische Herausforderungen mit sich bringt.

Smartphones der Zukunft werden sich noch stärker mit unserem informatisierten Lebensumfeld und den Social Media Anwendungen vernetzen. Smartphones mit Kameras und intelligenter Bildverarbeitung, mit Bewegungssensoren und Standortpositionierung lassen neue digitale und mobile Subkulturen und Milieus entstehen: Menschen, die bestimmte mobile und digitale Lebenswelten aufsuchen und für ihre Lebensgestaltung nutzen, andere werden andere Welten aufsuchen und sich darin vernetzen.

medienbewusst.de bedankt sich bei Dr. Harald Gapski für das Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg.

Marcel Kuhnt

Bildquelle:
© flickr.com – Ant McNeill