Der Wahn der Internet-Challenges


Jeder wird sich noch an die „ALS Ice Bucket Challenge“ erinnern. Es sollte die Aufmerksamkeit für die Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), eine neurodegenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, erhöht werden. In diesem Zuge wurden Spendeneinnahmen gesammelt, um die Erforschung dieser Krankheit voranzutreiben. Das war im Jahr 2014.

Im Jahr 2016 hat sich die „Mannequin Challenge“ ähnlich schnell verbreitet. Dabei bilden Gruppen eine Art Standbild und drehen ein Video davon. Tatsächlich steht schon der nächste Netz-Trend in den Startlöchern: Die „Trumps Coming Challenge“.

Dass viele Challenges so viral gehen, ist im Internet kein Wunder. Ein virales Phänomen ist dabei wie Mundpropaganda, nur eben online und über die verschiedenen Social-Media-Plattformen. Natürlich verbreiten sich solche Inhalte im Internet viel schneller, im Gegensatz zur traditionellen Mundpropaganda, und in kürzester Zeit verbreitet sich eine Challenge wie ein Virus. Die Chancen, dass jemand bei einer Challenge teilnimmt, seien dann höher, wenn Freunde und Kollegen es tun. Den Ursprung solcher Viral Challenges kann man dabei oft nicht wirklich definieren.

Die Teilnahme bekannter Persönlichkeiten befeuere dabei einen Internet-Hype erst so richtig. “Den letzten Kick gibt letztlich oft ein Prominenter, der das aufgreift”, erklärte Medienforscher Sebastian Buggert im November in der Berliner Morgenpost: “Dadurch steigt der Prestigewert der Aktion sofort schlagartig. Prominente können sich darüber einerseits als Marke profilieren. Sie zeigen einerseits Fan-Nähe und demonstrieren zugleich, dass sie auf der Höhe der Zeit sind”

Jedoch ähneln solche Challenges manchmal tatsächlich eher einem Virus, als einer witzigen Laune des Internets. Eine Studie von lexisnexis im September 2014 hat zum Thema „ALS Ice Bucket Challenge“ ergeben, dass „das Hauptinteresse der meisten Teilnehmer der Ice Bucket Challenge fast ausschließlich auf den Social Media Aspekt gerichtet war, sodass die Botschaft der Wohltätigkeit und des Spendenaufrufs in den Hintergrund rückte.“ Zudem sei in den deutschsprachigen Medien nur wenig über die Krankheit als eigenständiges Thema berichtet worden.

Die meisten Challenges verfolgen jedoch gar keinen wohltätigen Zweck, sondern entspringen irgendeiner Laune. Die „Mannequin Challenge“ oder auch der weitverbreitete „Waterbottle Flip“ kann dabei recht unterhaltsam sein. Jedoch gibt es auch Challenges, wo man zurecht nach der Sinnhaftigkeit fragen darf. Teilweise können die sogar gefährlich sein. Bei der sogenannten „Cinnamon Challenge“ soll man versuchen, einen Teelöffel Zimt zu schlucken. Dabei kann es zu schweren Unfällen kommen. Viel trockenen Zimt zu schlucken, kann schwere Atemstörungen und Ersticken zur Folge haben. Der Tagesspiegel berichtete dazu im Dezember 2016, dass bei dem Versuch eines 13-Jährigen aus den Niederlanden, Zimt zu schlucken, ein Koma die Folge war. Akuter Sauerstoffmangel habe ihn ins Koma fallen lassen, aus dem er aber wieder aufwachte.

Cedric Fuchs

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