Nicht nur die Zahl der Brillenträger wird ansteigen. Durch ausdauerndes, teils zur Sucht ausgeweitetes, Spielen am PC sind aggressives Sozialverhalten und mangelnde Bewegung zu erwarten. Dazu kommen Übergewicht, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Schlafstörungen. Einschlägige Medien berichten mit diesem Fokus schon seit einiger Zeit über PC-Spiele. Doch sind diese Szenarien tatsächlich zutreffend?
In Deutschland tragen etwa 1,6 Millionen Kinder und Jugendliche eine Brille. Nach Ansicht von Experten wird diese Zahl in Zukunft ansteigen. Ein direkter Zusammenhang mit der Zeit, die am Computer verbracht wird und einer möglichen Sehschwäche ist umstritten. Bisher wurde angenommen, dass dauerhaftes Spielen an flimmernden Bildschirmen oder das SMS-Schreiben keine Auswirkungen auf das Sehen hätte. Peter Frankenstein vom Deutschen Industrieverband für optische und medizinische Technologien meint allerdings, dass sich die Wissenschaftler „mittlerweile unsicher“ seien. An genauen Erkenntnissen werde aktuell noch geforscht. Zumindest ist eine Ermüdung der Augen ab zwei Stunden täglichen Spielens bestätigt. Bei längerer Nutzung sind Augenbeschwerden zu befürchten.
Bereits einen Schritt weiter sind die Forschungen beim Zusammenhang zwischen Aggressivität und Computerspielen. Die Freie Universität Berlin fand diesbezüglich heraus, dass sich Kinder ihre Videospiele passend zum eigenen Verhalten aussuchen. So stellten die Forscher fest, dass „gewalttätige Computerspiele die Kinder nicht aggressiver machen, sondern dass aggressive Kinder zu gewalttätigen Computerspielen tendieren”. Somit werden durch PC-Spiele keine zusätzlichen Aggressionen und Gewalttaten provoziert. Nachgewiesen wurde zudem, dass Haltungsschwächen und -schäden bei Kindern, die viel Zeit vor dem Computer verbringen, besonders ausgeprägt vorkommen. Im Rahmen der Aktion Kid-Check wurden im Zeitraum von 1999 bis März 2008 Kinder und Jugendliche unter anderem hinsichtlich Hohlkreuzes, hängenden Schultern und Rundrücken untersucht. Als Ursache konnten die Wissenschaftler der Universität des Saarlandes eine gestörte Wahrnehmung der Kinder für ihren eigenen Körper ausmachen. Vielen Kindern fällt es beispielsweise schwer, im Stehen eine stabile Körperhaltung einzunehmen und zu halten. Umso früher bei derartigen Symptomen entgegengewirkt wird, desto effektiver können Folgeschäden verhindert werden.
Weitere nachgewiesene gesundheitliche Schäden sind laut dem Deutschen Ärzteblatt vor allem bei Schulkindern Kopfschmerzen, die bei verminderter Nutzung von Bildschirmmedien wieder verschwinden. Schlafstörungen und Schlafmangel seien ebenfalls keine Seltenheit, auch weil oftmals gegen Abend oder in der Nacht am PC gespielt. Das bewirkt Ein- und Durchschlafprobleme, stellten die Ärzte fest. Diese Beeinträchtigungen begünstigen Folgeschäden wie bereits erwähnte Rückenprobleme oder Übergewicht.
Eine entsprechende Medienkompetenz der Kinder kann gesundheitliche Folgen von PC-Spielen mindern oder verhindern. Dazu ist es allerdings nötig, dass sich die Eltern der Gefahren bewusst sind und ihre Kinder darauf hinweisen. Gefordert sind hierbei auch die Lehrer und Erzieher, die maßgeblich zu einer Steigerung dieses Bewusstseins und der Medienkompetenz der Kinder beitragen können. Besonders in der Phase, in der die Kinder mit Computerspielen beginnen, ist es relativ einfach für die Eltern Einfluss auf die Nutzungsart und -dauer zu nehmen. Besonders gut wirken bei den „Computerspielanfängern“ dabei kritische Kommentare, während bei Kindern über acht Jahren eher nachdenkliche Fragen zu einer Verbesserung der Situation führen können.
Falk Henning
Quellen:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/pdf.asp?id=56968
http://www.umweltjournal.de/fp/archiv/AfA_gesundheit/13826.php
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-7910-2008-03-06.html