Pixel-Kids – “Hier macht Ihr Kind das Programm”


Die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) fördert seit 1996 den Geraer Offenen Fernsehkanal (O.K. Gera) für Erwachsene. Von Anfang an bildete die Idee, Kinder und Jugendliche als regelmäßige Nutzer zu gewinnen, eines seiner Hauptziele. Unter dem Dach des Offenen Kanals ging 1998 der bundesweit erste Offene Kinderkanal, das PIXEL-Fernsehen, auf Sendung.

Beim Pixel-Fernsehen machen Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren ihr eigenes Programm. Sie produzieren eigene Fernsehbeiträge und werden in die Lage versetzt, sich mit ihren Themen und Positionen aktiv am öffentlichen Diskurs zu beteiligen. Gesendet werden diese Beiträge auf Kanal 5 in den Kabelnetzen von Gera, Schleiz sowie Greiz, einschließlich der angebundenen Ortsnetze. Das PIXEL-Fernsehen bildet damit einen Rahmen, der Kinder und Jugendliche motiviert, sich ihrer Bedürfnisse bewusst zu werden, zu formulieren und medial umzusetzen.

Nach eigener Aussage zielt der Offene Kinderkanal „mit der Formulierung und Umsetzung von Themen im Medium Fernsehen ganz bewusst auf die Vermittlung und Erweiterung von Medienkompetenz“. Durch planerische Überlegungen, technische und gestalterische Umsetzungen und der anschließenden Rezeption ihrer Beiträge sollen die jungen Produzenten lernen, wie Fernsehen „gemacht“ wird. Sowohl die formalen als auch inhaltlichen Gestaltungselemente tragen dazu bei, die Machart medialer Produkte und ihren veränderten Charakter zu beurteilen und zu nutzen.

Und so entsteht das Programm: Mit eigener Technik, eigenen Sendeflächen ausgestattet, bietet das PIXEL-Fernsehen Kindern und Jugendlichen im Offenen Kanal Raum für eigene Themen, Formen und Ideen. Den TV-Machern wird kostenlos zur Verfügung gestellt, was für die Produktion eines Sendebeitrages notwendig ist: Kamera, Licht- und Tontechnik, Schnittplätze und technische Anleitung. Die Medienassistenten des Offenen Kanals Gera stellen, während eines Einführungsgespräches bei der Anmeldung, den interessierten Kindern die technischen Abläufe sowie Voraussetzungen und die medienrechtlichen Rahmenbedingungen vor. In Kursen und Seminaren, die nach Bedarf angeboten werden, können die Kinder zusätzlich den Umgang mit der Fernsehtechnik erlernen und werden während der Produktion von Medienpädagogen betreut. So steht einer erfolgreichen wöchentlichen Kinderproduktion nichts mehr im Wege.

Dabei gliedert sich der O.K. in drei Angebots- und Arbeitsbereiche: die Redaktionsgruppen, die Projekte und die offenen Formen. Die Redaktionsgruppen bilden den Kern des O.K., in denen sich die Kinder und Jugendlichen, aufgeteilt in entsprechende Altersgruppen, zu einem bestimmten Termin treffen und ihre Beiträge und Sendungen unter pädagogischem Einfluss diskutieren, planen, entwickeln und produzieren. Kinder nutzen in der Redaktion „Spielkiste“ ihre Vorstellungskraft und ihre Phantasiewelten für die aktive Medienarbeit, während sie in der „Trickkiste“ spielerisch-experimentell die Videotechnik und ihre Gestaltungsmöglichkeiten von medialen Wirklichkeiten kennenlernen. In der „Infokiste“ können sie über Nachrichten, Reportagen oder Interviews ihre Meinung zu kultur- und umweltpolitischen Fragen äußern. Eine weitere Redaktion ist die „Live-Kiste“, in der die Mitglieder für die technische Abwicklung und inhaltliche Gestaltung der regelmäßigen Live-Sendungen des Offenen Kinderkanals verantwortlich sind.
Die Projektarbeit ist an Kooperationspartner, wie Schulen, Theater, Museen oder zum Beispiel an die Stiftung „Goldener Spatz“ gebunden. Letztere veranstaltet alle zwei Jahre das einzige deutsche Kinder-Film- und Fernseh-Festival. Der O.K. Gera führt für diese Veranstaltung die Ausstrahlung regelmäßiger Nachrichtensondersendungen zum Festival oder die Übertragung der Abschlussveranstaltung durch.
Das offene Angebot des O.K. steht für eine Arbeit ohne die Einbindung in eine Redaktionsgruppe oder eine Projektarbeit. Notwendig ist eine technische und rechtliche Einführung, um selbstständig an einem Projekt zu arbeiten, und es medial umsetzen zu können.

Der Offene Kanal bietet Kindern und Jugendlichen damit die Gelegenheit, ihre Meinung in den Medien frei zu äußern, regt den aktiven Umgang mit dem Medium Fernsehen an, fördert die kreative Fähigkeit und bietet Raum für medienpädagogische Projekte. Letzten Endes ist der Offene Kanal genauso „vielfältig wie seine Nutzer“.

Annika Heselbarth

Quellen:
http://www.ok-gera.de/site/index1.html
http://www.tlm.de/tlm/medienkompetenz/pixel/index.php