Radioprojekt für Schülerinnen – Eine Reportage


“Aufnahme läuft. Und bitte!” – Schülerinnen des thüringischen Goethegymnasiums realisieren ihr eigenes Radioprojekt in Kooperation mit dem Studentenradio der Technischen Universität Ilmenau. “Leg den Zettel so vor dich hin, dass du ihn gut lesen kannst. Du musst ihn lesen können, ohne den Kopf zu drehen oder die Zettel bewegen zu müssen.” Martin Trebeljahr, ein hoch gewachsener Student, sitzt im Regieraum des Hochschulfunks Ilmenau radio hsf und gibt Anweisungen. Diese werden auf der anderen Seite der Glaswand, im Aufnahmeraum, freudig entgegengenommen. Nicht aber von einer Studentin, sondern von einer Schülerin des Goethegymnasiums Ilmenau.

Zwei Wochen zuvor: Treffen im Goethegymnasium. “Das ist mal etwas ganz anderes”, sagt Lehrerin Anette Pfeuffer, die das Projekt betreut. “An unserer Schule haben wir sogenannten Profilunterricht. Hier sollen Dinge erlernt werden, die sonst nicht auf dem Lernplan stehen. Es handelt sich um ein Zusatzfach, für die es keine Noten gibt. Entweder geht man in den naturwissenschaftlichen, oder in den musischen Bereich. Die Schüler sollen sich ausprobieren können.” Und genau das tun die elf Schülerinnen.

Noch im Klassenraum bekommen sie von den Studierenden Reportergeräte ausgehändigt. Dies sind Aufnahmegeräte mit Mikrophonen, die sie direkt ausprobieren. Die Fragen, die später auf der Straße Passanten gestellt werden sollen, stellen sie sich nun gegenseitig und üben somit ihren Text. Auf dem Weg in die Innenstadt fragt Tina, zwölf Jahre alt, wie sie denn reagieren soll, wenn die Angesprochenen kein Interview wünschen: “Dann lächelst du einfach und wünschst ihnen noch einen schönen Tag”, antwortet ihnen Studentin Julia. “Dieses Projekt ergab sich durch einen ehemaligen hsf-ler. Er hatte die Idee einer Kooperation des hsf mit dem Goethegymansium. Für das Projekt haben sich die Schülerinnen in Gruppen aufgeteilt, und mehrere von uns Studierenden sind bei jedem Termin dabei, um zu helfen und zu erklären.”

Da treffen wir auch schon auf den ersten Passanten, Tina muss sich etwas überwinden, geht dann aber bestimmt auf die Dame zu und stellt ihr einige Fragen. Das Thema? Die Mayas in Südamerika und ihre Theorie zum Weltuntergang im Jahr 2012. Mit Lisa und Selina, ebenfalls beide zwölf Jahre alt, hat sie sich vorher Fragen ausgedacht. Diese werden nun im Interview gestellt werden. Neben dieser Gruppe gibt es aber noch zwei weitere, die über die Themen “Leben in der DDR” und “Ilmenauer Sehenswürdigkeiten” berichten. Außerdem gibt es eine Gruppe, die ein Quiz zur Stadt Ilmenau aufnimmt sowie eine Buchvorstellung.

Dann geht es zurück ins Studio. Insgesamt soll jedes der Teams eine eigene, kleine Radiosendung produzieren. Das bedeuten 20 Minuten gefüllt mit den zuvor gesammelten Interviews, aber auch mit Moderation und Musik. Ariane und Nathalie haben das Quiz über Thüringen gemacht. Sie wollen in ihrer Sendung über den Film “Streetdance 2” reden. Da kann Jessi, eine der betreuenden Studentinnen helfen: auf der Presseseite des Verleiherverlags des Films stehen verschiedene Audiodateien zum Einspielen in Radiosendungen bereit. Die Mädchen sind begeistert und machen sich sofort daran, auszuwählen, was für sie geeignet erscheint. Während sie also vor einem Computer sitzen und die Musik anhören, ist eine andere Gruppe schon im Studio und nimmt ihre Moderation auf. Die Gruppe von Tina, Lisa und Selina diskutiert noch, über was sie in der Sendung diskutieren wollen. “Das ist total cool” findet Tina, “Kennst du das nicht? Komm wir schauen mal, ob wir was bei Google finden.”

Obwohl – oder gerade weil – es keine Noten gibt, sind die Teilnehmer alle begeistert von dem Projekt. Und auch das Endergebnis wird sich sehen lassen können. Eigentlich war das Projekt ein Experiment, das in diesem Halbjahr bis zum Sommer lief. Wenn aber alles gut geht, soll diese Kooperation auch in kommenden Jahren wieder angeboten werden.

Felisa Schales

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