Egal ob Fernseher, Radio, Handy, Computer, oder MP3-Player – heutzutage findet man in deutschen Kinderzimmern nahezu jede neue technische Spielerei! Doch inwieweit beeinflussen diese Neuen Medien unsere Kinder?
Der Begriff „Neue Medien“ bezeichnet zeitbezogen neu eingeführte Medientechniken. So wurden sowohl das Radio als auch das Fernsehen in ihren Anfängen als Neue Medien bezeichnet worden. Heute meint man mit Neuen Medien vor allem Medien, die sich durch Eigenschaften wie Interaktivität und Digitalisierung auszeichnen. Dazu zählen heute CDs, DVDs, MP3s, E-Mails oder auch das World Wide Web. In der Alltagssprache wird der Begriff Neue Medien häufig synonym für das Wort Internet eingesetzt.
Neue Medien bedeuten gleichzeitig auch eine Fülle an neuen Kommunikationsmöglichkeiten. So schicken sich Kinder heutzutage, statt kleiner Zettel und Briefe, E-Mails oder SMS oder chatten virtuell miteinander. Dabei bietet vor allem das Internet unbegrenzte Möglichkeiten. Durch die sinnlich sehr eingeschränkte Kommunikation können junge Leute einfacher in Kontakt mit anderen treten als es face-to-face, also von Angesicht-zu-Angesicht, der Fall wäre. Das zeigte auch die neuste Jugend, Information, (Multi-) Media-Studie (JIM) aus dem Jahr 2008. So verbringen Jugendliche laut der Studie nahezu die Hälfte ihrer Zeit im Netz mit Kommunikation zu Gleichaltrigen. Beliebt sind vor allem sogenannte Online-Communities wie „SchülerVZ“. In diesen Social Networks gehen die jungen Leute sehr unbedarft mit ihren persönlichen Daten um und geben diese freiwillig der Öffentlichkeit preis. Dazu zählen unter anderem Kontaktdaten wie die E-Mail-Adresse oder die Nummer ihres Instant Messengers, aber auch Fotos von Freunden oder der Familie.
Gerade junge Menschen sind auf der Suche nach einer eigenen Identität und individuellen Entwicklung. Sie wollen sich von ihren Eltern distanzieren und ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Dabei spielt das Internet eine große Rolle, da es sie in diesem Prozess unterstützen und begleiten kann. Die Anonymität des World Wide Webs und die darin meist schriftliche Kommunikation scheint den Jugendlichen einen geschützten Raum zu geben, in dem sie experimentieren und ihre Unsicherheiten überwinden können. Durch den scheinbar unbegrenzten Zugang zu Informationen durch zahlreiche Multimedia-Angebote kann jeder Mensch seinen persönlichen Interessen folgen. Dies ermöglicht die Ausprägung neuer Persönlichkeitsaspekte. So bieten beispielsweise auch Computerspiele die Möglichkeit, sich in eine neue Rolle zu versetzen und diese zu testen.
Die Neuen Medien schaffen es zwar, die Alltagskommunikation zwischen Freunden und Familien aufrechtzuerhalten, und bieten eine Plattform, durch die fremde Menschen weltweit miteinander kommunizieren können. Allerdings verändern die zunehmend non-personalen Gespräche auch die sozialen Bindungen. Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden oberflächlicher und verlieren an emotionaler Nähe.
Der Familienpsychologe Prof. Dr. Matthias Petzold sieht einiges Gefahrenpotenzial in den Neuen Medien. So beobachtet er die Entwicklung, dass Eltern Medien aus Zeitmangel immer häufiger als „Babysitter“ einsetzen. Statt mit ihren Kindern selbst zu spielen, kaufen Eltern ihnen lieber die neusten technischen Spielzeuge, lassen sie länger fernsehen und Computer spielen. Meist verfügen die Eltern dabei nur über geringe Kenntnisse über das jeweilige Medium. Die Erziehungsaufgabe können die Neuen Medien allerdings nicht übernehmen! Das Mobiltelefon oder umgangssprachlich „Handy“ hat sich beispielsweise zu einem Garanten für die schnelle Kontaktaufnahme zwischen Eltern und Kind entwickelt. So können Treffen oder Terminabsprachen kurzfristig vereinbart werden. Gefahr sieht Petzold darin, dass Sicherheitsanrufe der Eltern schnell zu Kontrollanrufen werden können.
Auch das Internet ist der Eltern-Kind-Kommunikation wenig dienlich. Vielmehr sollte das persönliche Gespräch genutzt werden. Dennoch gilt es sowohl bei der medialen als auch bei der persönlichen Kommunikation, die Privatsphäre und den Freiraum des Kindes zu respektieren und zu wahren!
Die neuen Medien bergen dennoch auch einige Chancen. So erschließt sich durch sie ein unendlicher Informationsschatz, der die Welt der Erwachsenen wie die der Kinder verändert. So können Eltern und Kinder gemeinsam neue Erfahrungen sammeln. Es besteht also die elterliche Pflicht darin, die Kinder auf ihrer Entdeckungstour durch die virtuelle Welt zu begleiten, damit es zu einer Abenteuerreise und nicht zu einem Horrortrip wird! Kinder haben hierbei den Vorteil gegenüber ihrer Elterngeneration, dass sie bereits in dieser Medienwelt aufwachsen und die Neuen Medien wie selbstverständlich in ihrem Leben nutzen. An dieser Stelle können also sogar die Eltern noch von ihren Kindern lernen und so die Beziehung zueinander zu vertiefen.
Die Neuen Medien stellen uns also auch zukünftig vor große neue gesellschaftliche Aufgaben! Ihr psychologischer Einfluss auf die Persönlichkeit des Einzelnen, egal ob Kind oder Erwachsener, ist nicht zu leugnen. Allerdings steht die Forschung erst ganz am Anfang ihrer Untersuchung.
Maria Höfs
Quellen:
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/a_Jugendforschung/s_1115.html
http://www.mpfs.de/index.php?id=117