Aktive Medienarbeit ist ein Thema, welches in der Medienpädagogik einen immer höheren Stellenwert erlangt. Hierbei geht es darum, dass Kinder und Jugendliche mediale Inhalte nicht nur rezipieren, sondern sich mit den Medien aktiv auseinander setzen und diese kreativ und produktiv nutzen. Günther Anfang bezeichnet die aktive Medienarbeit sogar als den „Königsweg“, um Kinder und Jugendliche an Medien heranzuführen.
Günther Anfang, geboren 1952, ist ein deutscher Medienpädagoge, der sich seit Jahren wissenschaftlich mit dem Themenkomplex „Kinder und Medien“ auseinandersetzt. Anfang ist seit 1980 am JFF, einem in München ansässigen medienpädagogischen Institut für Forschung und Praxis, beschäftigt. Dort übernahm er 1994 die Leitung der Abteilung Praxis. Ebenso zeichnet sich sein enormes Engagement durch die Leitung des Medienzentrums München seit dem Jahr 1982 sowie zahllosen Aktivitäten in Gremien und Ausschüssen der Stadt München aus. Weiterhin spiegelt sich seine große Hingabe diesem Thema gegenüber in zahlreichen Publikationen wieder. Neben eigenen Veröffentlichungen wie „Handy – Eine Herausforderung für die Pädagogik“ schrieb er auch zahlreiche Zeitschriftenbeiträge. Er ist seit Jahren als Redaktionsmitglied der Zeitschrift medien + erziehung tätig. Anfang schwärmt: „Mein Job ist quasi ständige Fortbildung: Es gibt immer wieder neue, spannende Aufgaben”.
Aktive Medienarbeit
Mithilfe von Medien können Kinder und Jugendliche ihre Umwelt erkunden, interessante Themen entdecken und diese eigenständig bearbeiten. Ziel der aktiven Medienarbeit ist die Entwicklung medialer Produkte durch Kinder und Jugendliche und deren anschließende Veröffentlichung. So verschaffen sich auch die Jüngsten unserer Gesellschaft Gehör in der Öffentlichkeit. Dies steigere laut Anfang besonders die kreativen und kommunikativen Fähigkeiten der Kinder. Diesem produktiven Prozess sind keinerlei Grenzen gesetzt. So können viele abwechslungsreiche Print-, Audio- oder Videoprodukte erstellt werden, die anschließend in Medien wie Zeitungen oder Zeitschriften, dem Radio, Fernsehen oder Internet publiziert werden.
Der Ansatz, der hinter dieser Medienarbeit steckt, heißt „handelndes Lernen“. Er beruht auf der pädagogischen Theorie von John Dewey, der den Begriff „learing by doing“ in den 1920er Jahren prägte. Hierbei geht es darum, die Medien, die heute unseren Alltag beherrschen, persönlich zu erfahren und zu erleben. Dies ist allerdings nur durch das eigene Handeln, das eigene Aktivwerden möglich. Somit sollten bei Kindern und Jugendlichen bereits zum Anfang ihrer Entwicklung Medien in ihren Sozialisationsprozess eingebaut werden. Gemeinsam in Gruppen erarbeiten sie beispielsweise selbstständig kleine mediale Produkte und sammeln während dieses Schaffensprozesses sowohl Wissen als auch Erfahrungen über Medien, die ihnen in ihrem weiteren Leben von großem Nutzen sein werden.
Ohrenblick mal!
Ein Beispiel für so eine aktive Medienarbeit mit Kindern ist der jährliche Handyvideoclip-Wettbewerb “Ohrenblick mal!”. Hierbei sollen Kinder das Handy nicht nur wie üblich zum Telefonieren, SMS schreiben, Fotografieren oder Filmen benutzen. Vielmehr möchten die Initiatoren auf das Thema „Handy“ aufmerksam machen und Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und zwanzig Jahren die Augen und Ohren für die kreativen Möglichkeiten öffnen, die dieses Medium bietet. Sie werden aufgefordert, ihre ganz eigenen kleinen Geschichten zu erzählen und diese in kurze zweiminütige Handyvideoclips zu verwandeln. Bereits zum fünften Mal wird dieser Wettbewerb durchgeführt, welcher von JFF, LizzyNet und Netzcheckers initiiert wurde. Im vergangenen Jahr gehörte auch Günther Anfang zu den Jurymitgliedern, die die besten Handyclips kürten. “Ohrenblick mal!” steht diesmal unter dem Motto „nah dran“. Einsendeschluss für alle Handyvideoclips ist der 15. Oktober 2009!
Medienkompetenz
Günther Anfang steht für seinen Namen, denn er engagierte sich von Anfang an für die mediale Kompetenzbildung von Kindern und Jugendlichen. Diese ist neben Lesen, Schreiben und Rechnen mittlerweile zu einem elementaren Bestandteil des Bildungs- und Erziehungsauftrages von Eltern und Pädagogen geworden. Da Medien allgemein – nicht nur das Handy – nicht mehr aus unserem Alltagsleben, in welchem unsere Kinder heute aufwachsen, wegzudenken sind, müssen wir unseren Schützlingen Werkzeuge an die Hand geben, sodass sie vorbereitet und selbstsicher durch diese Welt gehen können. Eine Möglichkeit, Kindern und Jugendlichen kompetentes Handeln nahe zu bringen, ist die spielerisch kreative Arbeit mit Medien. So können Kinder ganz selbstständig die verschiedenen Funktionsweisen des jeweiligen Gerätes erfahren und sich künstlerisch aktiv ausleben.
Diese rege Auseinandersetzung mit dem Thema „Handy“ durch das eigene Kreieren von Klingeltönen oder Erstellen von Videoclips führt präventiv zu einer höheren Sensibilität bei Kindern und Jugendlichen. Durch verantwortungsvollen Umgang mit dem Mobiltelefon kann der Missbrauch dieser Technologie beispielsweise durch das sogenannte „Happy Slapping“ verhindert werden.
Darum raten wir Eltern und Pädagogen, sich wirklich aktiv mit den verschiedenen Medien auseinander zu setzen, um so Kindern und Jugendlichen mit Rat und Tat zur Seite stehen zu können, wenn diese erstmals mit ihnen in Berührung kommen. So sollten Eltern und Pädagogen den Umgang mit Handys zum Beispiel in Handyseminaren erlernen und sich intensiv mit den etwaigen Gefahren, die vom Medium „Handy“ ausgehen, auseinandersetzen. So sollten mediale Problemfälle erst gar nicht auftreten bzw. frühzeitig erkannt werden.
Maria Höfs