Lang bestehende und traditionell verwurzelte Bildungsstätten öffnen sich dem Medientrend. Die Vermittlung von Medienkompetenz ist schon lange ein Thema für den Unterricht – mehr und mehr erkennen Schulen nun, dass auch in eigenen Fächern darauf eingegangen werden kann. Am Schleusinger Gymnasium „Georg Ernst“ wird beispielsweise eine vertiefende Medienausbildung für die Jahrgangsstufen 5 bis 12 angeboten. Das Internetfernsehen teevau.de ist Bestandteil davon. Andreas Butz, Lehrer und Vorstand der Stiftung des HGS, gab medienbewusst.de Auskunft über dieses Projekt.
Was macht das Modell in Schleusingen besonders?
Wir haben ein Angebot geschaffen, das einmalig in Thüringen ist: eine durchgängige vertiefende und zum Abitur zusätzliche Medienausbildung. Sie setzt sich aus dem Medienkundeunterricht in den Klassen 5-7, dem Profilfach Mediengestaltung in den Klassen 8 und 9 sowie der anschließenden Projektphase bis zur Kursstufe 12 zusammen.
In Hinblick auf diese Medienausbildung, gibt es neue Lehrkräfte oder Umschulungen für die vorhandenen, um Qualität gewährleisten zu können?
Zurzeit gibt es einige engagierte Kollegen, die sehr gut mit der Materie bewandert sind. Eine interne Weiterbildung gibt es ebenfalls. Neueinstellungen, insbesondere von “Medienlehrern“, haben wir nicht zu verzeichnen. Zusätzlich wollen wir als Stiftung die Medienausbildung durch externe Fachleute absichern.
Wie wollen Sie den Fortbestand des Projektes sichern?
Wir haben unser Projekt zu verschiedenen Events vorgestellt und bekamen stets wohlwollende Sympathiebekundungen. Konkrete, insbesondere finanzielle Unterstützung resultierte daraus meist leider nicht.
Welche Chance sehen Sie für das spezielle Medienangebot hinsichtlich der Schüler?
Die Beherrschung von Medientechnik durch die Schüler verbessert sich stetig. Großen Wert legen wir daher auf eine breit angelegte Medienkompetenz der Schüler. Dazu gehören unter anderem Medienbewertung, Mediengestaltung und Medienrecht. So gibt es beispielsweise deutlich weniger Plagiate bei Schülerarbeiten als noch vor einigen Jahren.
Wie nehmen Schüler, Eltern, aber auch Lehrer das neue Angebot an?
Schüler akzeptieren das Angebot am schnellsten. Bei Eltern und Lehrern ist teilweise Skepsis vorhanden. Dass könnte daran liegen, dass “Medien” allgemein einen negativen Anstrich haben. Viele wissen nicht, was sich genau hinter dem Begriff “Medienausbildung” verbirgt und wie vielschichtig diese sein kann. Heutzutage gibt es kaum akademische Berufe, in denen mediale Kompetenzen nicht gefordert sind. Deswegen werden nicht nur reine Medienthemen angeboten, sondern integrativ gearbeitet. Wir planen zum Beispiel ein eLearning-Portal, bei dem Schüler naturwissenschaftliche, sprachliche und gesellschaftswissenschaftliche Inhalte medial aufbereiten. Ein hervorragendes Beispiel dafür, dass sich fachliche Themen und mediale Kompetenzen nicht ausschließen, sondern ergänzen.
Welchen Nutzen ziehen die Schüler aus der Medienausbildung?
Unser Ziel ist es, bundesweit Schüler für die vertiefende Medienausbildung zu gewinnen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist das Bewertungsportfolio. Für jeden Abschnitt der Ausbildung gibt es einen Nachweis. Medienpässe, Profilfachscheine und das Zertifikat für das Medienprojekt bestätigen eine durchgängige Qualifikation des Schülers im Medienbereich.
Inwiefern hat sich das Internetfernsehen Schülerformat www.teevau.de mit seinen Filmbeiträgen etabliert?
Anfangs gab es eine sehr gute Resonanz. Die Website wurde permanent betreut und es wurde auf Qualität geachtet. Seit unser Fernsehfachmann nicht mehr regelmäßig vor Ort ist, gibt es weniger Beiträge und somit auch ein geringeres Interesse. Auf qualitativ hochwertige Beiträge wird dennoch stets geachtet. Wir sind jederzeit in der Lage, den Umfang wieder deutlich auszubauen – eine angemessene Unterstützung vorausgesetzt.
medienbewusst.de bedankt sich bei dem Gymnasium “Georg Ernst” für das Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg mit ihrem Modell der schulischen Medienausbildung.
Ingrid Pabst
Bildquelle:
Hennebergisches Gymnasium “Georg Ernst”