Knapp vier Millionen Kinder in Deutschland bewegen sich Tag für Tag im Internet. Sie hinterlassen dabei in den meisten Fällen ihre digitalen Spuren, geben Vertrauliches im Netz preis, ohne sich dessen bewusst zu sein. Achtloser Umgang mit persönlichen Daten kann auch für sie gefährlich sein. medienbewusst.de fand eine für die Internetnutzung nicht ganz typische, aber vorbildliche Familie, die Gefahren des Datenmissbrauchs relativ einfach umgeht.
Bettina Sieding ist freie Referentin für Jugend- und Medienschutz. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich damit, Medienkompetenz an Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu vermitteln. Der richtige Umgang mit dem Internet und der sinnvolle Einsatz von Sozialen Netzwerken sind Schwerpunkte ihrer Projekte. Für das Land Rheinland-Pfalz koordiniert sie die Jugendarbeit, vergibt Referate und geht auch selbst in Schulen, um mit Kindern und Jugendlichen in Projekten am PC und mit dem Internet zu arbeiten. Worum es genauer in ihrer Arbeit geht, erläuterte Bettina Sieding im Gespräch mit medienbewusst.de.
Das Handy in Kinderhänden ist ein immer wieder zu Recht diskutiertes Thema. Nicht jedes Handy ist dabei für Kinder geeignet. Vielen Eltern, die sich um den mobilen Konsum ihrer Kinder sorgen, fragen sich, wie ein Kinderhandy aussehen könnte. Da sich Mobiltelefone speziell für Kinder in Deutschland noch nicht weitgehend etabliert haben, gibt es hierzulande nicht viele professionelle Modelle. Ein passendes Gerät wäre zum Beispiel “TicTalk”, welches sich auf dem amerikanischen Markt bereits etabliert hat.
Mobiltelefone bieten heutzutage weitaus mehr Funktionen, als SMS zu versenden und zu telefonieren. Modernste Technik macht es möglich, das Handy als Fotoapparat oder Radio zu nutzen. Möglichkeiten, die vor allem Kinder und Jugendliche wahrnehmen und es zu ihrem ständigen Begleiter machen. Schule, Freizeit, Abendplanung…es kommt schier überall zum Einsatz. medienbewusst.de begleitete zwei Kinder durch ihren Tag.
Trotz zahlreicher Studien ist immer noch unklar, wie Handystrahlung auf Kinder wirkt. Ein sicherer Anhaltspunkt für gute Qualität und einen möglichst hohen Schutz der Gesundheit ist der Blaue Engel des Bundesumweltministeriums. Nur knapp 20% der Handys auf dem deutschen Markt erfüllen seine strengen Anforderungen. In einem Gespräch mit Jörn-Uwe Thurner, Mitarbeiter des Umweltbundesamts und Beauftragter des Blauen Engels, fragten wir nach Anforderungen, Auftrag und Hürden für den Schutzengel der Handy-Kids.
Ralph Bojen ist einer der Geschäftsführer der Brainmonster GmbH, die mit dem Adventure Learning Game „2weisten – das Geheimnis des roten Drachen“ eines der innovativsten und erfolgreichsten Computerspiele auf dem edukativen Gebiet entwickelt haben. Für medienbewusst.de nahm er sich Zeit, um über dieses besondere Projekt zu sprechen.
Nach den jüngsten Erfolgen von Wii, DS und DS Lite hat Nintendo jetzt ein neues Ass im Ärmel, den Nintendo DSi. Seit dem 3. April steht dieser bei uns für rund 170€ in den Läden. Doch lohnt sich die Mehrinvestition von 40€ gegenüber dem DS Lite?
Zum einen wurden dem DSi größere Bildschirme spendiert, der Größenzuwachs von rund 14% fällt im Alltag aber kaum auf. Mehr ins Gewicht fallen da die verbesserte Bild- und Soundqualität des DSi. Auch die Rechenleistung wurde deutlich verbessert. Die wahrscheinlich wichtigsten Neuerungen sind aber die zwei Kameras und die überarbeitete Internetfähigkeit in Verbindung mit dem integrierten WLAN-Adapter und dem speziell auf den DSi angepassten Opera-Browser. Fotos lassen sich ebenso wie aufgezeichnete Tonaufnahmen direkt auf dem DSi bearbeiten. Ein wenig mager fällt dagegen der interne Speicher von nur 256MB aus, dieser ist jedoch über den SD-Kartenslot erweiterbar.
Ein Manko gibt es allerdings für die Liebhaber alter Game Boy Advance-Spiele, da diese vom DSi aufgrund des fehlenden GBA-Slots nicht mehr unterstützt werden. Das Spielen der DS-Spiele bleibt aber natürlich weiterhin so unterhaltsam wie beim Vorgänger. Auch Musikwiedergabe ist mit dem DSi möglich, endlich in richtig guter Klangqualität, aber leider nur im AAC-Format. Wer also seine heimische MP3-Sammlung auf dem DSi hören möchte, wird um eine Konvertierung nicht umher kommen. Warum Nintendo hier diesen doch recht unkonventionellen Weg einschlägt bleibt rätselhaft. Ebenso unverständlich, die verringerte Akkuleistung im Vergleich zum DS Lite. Nicht ohne Folgen, der DSi hält bei intensiver Nutzung aller Funktionen gerade einmal drei Stunden am Stück durch.
Insgesamt bleibt zu sagen, dass der DSi immer noch so viel Spaß macht wie seine Vorgänger und sich auf Grund seiner einfachen Bedienung besonders gut für Kinder eignet. Mit seinen neuen Funktionen und Verbesserungen gegenüber dem DS und DS Lite ist er ein gelungener Nachfolger. Allerdings schafft es der DSi noch nicht ganz ein multimedialer Alleskönner zu sein. Wer nur ein Gerät, statt MP3-Player, Spielkonsole, Kamera und Internethandy, für unterwegs möchte, für den lohnt sich ein Blick auf den DSi aber allemal. Wer bereits einen DS oder DS Lite besitzt sollte sich die erneute Investition von 170€ gut überlegen.
Philipp Carl
Bildquellen:
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Am 23. Juli ist es soweit! Der Kinderbucherfolg von Schriftsteller Helme Heine erobert in einer Co- Produktion mit Italien und Frankreich die Kinoleinwand. Der animierte Abenteuerfilm „Mullewapp- Das große Kinoabenteuer der Freunde“ ist ein Riesenspaß für die ganze Familie. Doch neben Spaß und Unterhaltung ist dieser Film auch pädagogisch äußerst wertvoll. „Mullewapp“ ist kein gewöhnlicher „Trickfilm“, den man sich mit seinen Kindern im Kino ansieht und dieses nach 77 Minuten wieder verlässt. Nein, genau das wollten die Produzenten mit ihrem Werk verhindern. Eben deshalb entstand ein Filmheft, welches Kinder auf den Kinobesuch vorbereitet und mit dem sie ihre Eindrücke aus dem Kino verarbeiten sollen. Dieses Heft ist besonders für KITA`s und den Grundschulunterricht geeignet. Doch was wäre ein pädagogisches Werk wie dieses ohne seine Synchronsprecher, die den Hauptdarstellern ihre Stimme „leihen“. Unter diesen befinden sich namenhafte Schauspielgrößen wie Christoph- Maria Herbst und Benno Fürmann. Im folgenden Gespräch haben wir Tony Loeser, dem Produzenten und Regisseur, einige Fragen gestellt.
Der thüringische Landesvorsitzende für den Verband Deutscher Schulmusiker (VDS) Martin Müller-Schmied über den Musikunterricht, seine Akzeptanz und Eignung für die Integration Neuer Medien. Herr Müller-Schmied ist Lehrer für Musik und Informatik am Gustav Freytag Gymnasium in Gotha und verlegt Musiklehrbücher.
Bei der Innenministerkonferenz am vierten und fünften Juni in Bremerhaven einigten sich die 16 deutschen Innenminister auf eine Gesetzesvorlage für ein Herstellungs- und Verbreitungsverbot von „Killerspielen“. Aber was sind eigentlich „Killerspiele“?
In besagter Gesetzesvorlage werden diese als Spiele definiert, „bei denen ein wesentlicher Bestandteil der Spielhandlung die virtuelle Ausübung von wirklichkeitsnah dargestellten Tötungshandlungen oder anderen grausamen oder sonst unmenschlichen Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen ist”. Ein kurzes aber eindeutiges Statement gab hierzu der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) gegenüber der WELT: „Durch Killerspiele sinkt die Hemmschwelle zur Gewalt. Amokläufer haben sich vor ihren Taten immer wieder mit solchen Spielen beschäftigt.“
Auslöser für die erneut aufkeimende Diskussion über Gewalt in Computer- und Videospielen ist der Amoklauf von Winnenden im März dieses Jahres. Es existieren zwar bereits eine Vielzahl von Studien, die sich mit dieser Problematik beschäftigen, allerdings mit komplett unterschiedlichen Ergebnissen, welche oftmals sehr ideologiegeprägt und alles andere als objektiv sind. Fakt ist, es gibt keine wissenschaftlich fundierten Beweise, dass der von Herrn Schünemann behauptete Zusammenhang tatsächlich besteht. Andernfalls wäre auf unseren Straßen wahrscheinlich auch schon lange Krieg ausgebrochen, bedenkt man die durchaus große Anzahl von Menschen in Deutschland, die solche Spiele nutzen. Denn der Konsum von „Killerspielen“ ist unter männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu einem Massenphänomen geworden. Was auch erklärt, warum bisher jeder jugendliche Amokläufer bereits ein oder mehrere „Killerspiele“ gespielt hat. Doch diesen simplen, offensichtlichen Schluss haben die meisten deutschen Politiker noch nicht gezogen. Dabei muss man sich zwangsläufig die Frage stellen, ob überhaupt einer der Innenminister jemals ein solches „Killerspiel“ gespielt hat.
Eine sehr kontroverse Sichtweise vertritt beispielsweise der deutsche Neurobiologe und Hirnforscher Gerald Hüther: „Rund 40 Prozent der deutschen Schulkinder gehen mit Angst in die Schule. Vor allem die Jungs sitzen nach der Schule erst mal am Computer. Die brauchen mindestens ein, zwei Stunden Ballerspiele. Der Computer dient hier als Instrument zum Frustabbau. Indem sie in der virtuellen Welt Abenteuer bestehen, Monster abschlachten und zu Siegern werden, finden die Kinder aus der Ohnmacht, aus der angestauten Aggression heraus. Durch eine eigene Leistung bauen sie ihren Frust ab.“
Ein weiterer Aspekt, der oft sehr einseitig betrachtet wird, ist der Wandel den Computerspiele in den letzten Jahrzehnten durchgemacht haben. Sie sind realistischer geworden. Meist wird dabei nur die grafische Entwicklung betrachtet und natürlich zum Nachteil ausgelegt – man könne aktuelle Spiele viel schneller mit der Realität vermischen, weil Grafik und Effekte mittlerweile nahezu fotorealistisch aussehen und sich die Spielwelt physikalisch korrekt verhält. Natürlich wirken dadurch auch Bilder aus aktuellen Spielen abschreckender als noch vor einigen Jahren. Die Veränderungen betreffen aber ebenso das Spielprinzip. Mit den sinnlosen „Ballerorgien“ a la Soldier of Fortune oder Quake, wie sie noch vor zehn, fünfzehn Jahren üblich waren, hat heute kaum noch ein Spiel etwas gemein. Vielmehr muss man, selbst in vielen „Killerspielen“, an Gegnern vorbeischleichen oder mit Verbündeten interagieren. Bedenklicher sollte einen die beträchtliche Anzahl von Actionfilmen mit einer Altersfreigabe ab zwölf Jahren stimmen, in denen teils eindeutige, wenn auch geschnittene, Tötungsszenen zu sehen sind. Oder die unzähligen Gerichts- und Talkshows, die im Nachmittagsprogramm von so manchem Grundschulkind angesehen werden.
Natürlich sollten Kinder und Jugendliche keine Spiele nutzen, die nicht für ihr Alter bestimmt sind. Was die Alterseinstufung für Computer- und Videospiele angeht, hat Deutschland aber mit der USK jetzt schon eines der strengsten und ausgereiftesten Bewertungssysteme weltweit. Über eine schärfere Kontrolle der Einhaltung dieser Altersvorgaben muss sicher nachgedacht werden. Doch das Herstellungs- und Verbreitungsverbot von „Killerspielen“ setzt hier eindeutig an der falschen Stelle an. Bessere Bildung im Umgang mit Medien für Kinder und Jugendliche ebenso wie für die Eltern sowie die Bekämpfung sozialer Intoleranz und Ausgrenzung wurden von den Innenministern gar nicht erst in Betracht gezogen.
Die nicht ganz zeitgemäße Einstellung der Politik zu diesem Thema zeigt sich außerdem in der Tatsache, dass ein solches Verbot eine „Insellösung“ wäre. Im Zeitalter von Globalisierung und Breitband-Internetanschlüssen wird ein solches Gesetz die Verbreitung von Computer- und Videospielen mit Gewalthandlungen nicht verhindern können. Man wird lediglich eine Kriminalisierung der Spiele-Szene erreichen. Wohl aus diesem Grund ging der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Heilbronn, Thomas Strobl, noch ein Stück weiter. Kurz nach der Innenministerkonferenz forderte er die Prüfung einer Ausweitung der geplanten Internetsperre für Kinderpornographie auf Killerspiele. Sollte es vor den Wahlen im September nicht mehr zu einer Abstimmung im Bundestag kommen, halb so schlimm, ein willkommenes Wahlkampf-Thema ist es in jedem Fall. Bleibt zu hoffen, dass der jetzt schon aufkeimende Widerstand gegen die Gesetzesvorlage der Innenminister ausreichen wird, die Umsetzung dieser zu verhindern. Denn das geplante Gesetz schießt eindeutig über das Ziel hinaus. Nach Paragraph 131 StGB sind gewaltverherrlichende Spiele in Deutschland schon seit längerem verboten. In der Praxis bedeutet das, ein Richter kann jederzeit ein Spiel prüfen, für gewaltverherrlichend befinden und es damit komplett aus dem Verkehr ziehen.
Neben der Diskussion um ein „Killerspiel“-Verbot zog man jedoch auch einige sinnvolle Schlüsse aus dem Amoklauf von Winnenden. So wurde bereits Ende Mai vom Bundeskabinett eine Verschärfung des Waffenrechts beschlossen. Weitere Schritte wie die schärfere Kontrolle von Waffenbesitzern oder auch ein deutschlandweites, onlinegestütztes Waffenregister sind bereits geplant. Schließlich kann man einen Menschen nach wie vor nur mit einer echten Waffe und nicht mit einem Computerspiel erschießen.
Philipp Carl
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