Das Gesicht hinter der wohl beliebtesten Nanny weltweit


Wenn der Wind aus Osten weht, dann kommt sie mit ihrem Schirm angeflogen. Mary Poppins ist wohl das beliebteste Kindermädchen der Welt. Doch nur die Wenigsten wissen, wer Mary Poppins erfunden hat und wie es zur Verfilmung der Geschichte kam…

Es gibt viele berühmte Schriftstellerinnen, die unsere Welt durch ihre Werke geprägt haben. Eine von ihnen war Helen Lyndon Goff. Sie wurde am 09. August 1899 in Queensland, Australien, geboren. Das Schreiben gefiel ihr schon immer. Sehr früh begann sie, Gedichte zu verfassen. Doch Goff verfolgte zeitweilig einen Berufswunsch, der nichts mit dem Schreiben zu tun hat: die Schauspielerei. Für ihren Traumberuf zog sie mit siebzehn von Zuhause aus, verließ schließlich ihr Heimatland und ging nach London. Dort arbeitete sie als Schauspielerin und Tänzerin. Außerdem begann Goff wieder, diverse Texte niederzuschreiben.

Als Autorin schrieb sie unter einem anderen Namen, der vielen geläufiger sein dürfte: P. L. Travers. Travers war der Name ihres Vaters, der früh gestorben war. Er war jedoch nicht nur eine Inspiration für ihren Künstlernamen. Der Banker diente auch als Vorlage für Mr. Banks – dem Familienvater ihres literarischen Meisterwerks „Mary Poppins“.

Im Kirschbaumweg 17 geht es stets turbulent zu. Deshalb möchte keine Nanny lange für Familie Banks arbeiten. Als auch Katie Nanna die Familie ohne Vorankündigung verlässt, sind Mr. und Mrs. Banks verzweifelt. Sie sind auf eine Nanny angewiesen, die sich um ihre Kinder Jane, Michael und die Zwillings – Babys John und Babara kümmert. Doch wie findet man die bestmögliche Nanny zum niedrigmöglichsten Preis? Als der Ostwind Mary Poppins vor ihre Tür weht, ist nichts mehr, wie es vorher war. Besonders Jane und Michael erleben mit der neuen Nanny Abenteuer, die sie niemals für möglich gehalten hätten…

Zwischen 1934 und 1988 schreibt P.L. Travers die achtteilige Kinderbuchreihe um das wohl beliebteste Kindermädchen auf der ganzen Welt. Bis heute wurden ihre Bücher über zehnmillionen Mal verkauft und in 24 Sprachen übersetzt.

Travers hatte immer mal wieder Liebschaften mit verschiedenen Männern. Doch eine feste Bindung entstand dabei nicht. Mit circa 40 Jahren entschied sie sich trotzdem, Mutter zu werden. Für sie kam nur eine Adoption infrage. Für ihre Wahl, den damals sechsmonatigen Camillus Hone zu adoptieren, wird die Autorin später noch scharf kritisiert: Als Camillus siebzehn Jahre alt ist, steht plötzlich sein Zwillingsbruder vor der Haustür. Die beiden wurden getrennt, weil P.L. Travers nur einen Adoptivsohn haben wollte. Diese Erkenntnis trifft die beiden Jungen so schwer, dass sie ihr Leben fortan nicht mehr in den Griff bekommen. Alkoholmissbrauch, Unirauswurf, Gefängnisstrafe, Leberschäden und Sozialwohnungen prägten den weiteren Lebensweg der Zwillinge.

Auch wenn sich Travers mütterliche Aufmerksamkeit in Grenzen gehalten zu haben scheint, da sie während dieser Zeit mehr mit Esoterik beschäftigt war, prägte ihre Kinderbuchreihe viele Generationen. Dass „Mary Poppins“ eine echte Goldgrube ist, wurde auch Walt Disney schnell bewusst. Mehrere Jahrzehnte versuchte er die Autorin zu überzeugen, ihm die Filmrechte zuzusprechen, bevor der oscar – prämierte Filmklassiker endlich gedreht werden durfte.

Über die weltweit beliebte Umsetzung des Buches war die Autorin jedoch nicht sonderlich begeistert: Sie hielt den Film für zu kitschig und mochte die Integration der Trickfiguren nicht. Auch die Filmmusik missfiel ihr. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass bis jetzt kein zweiter Teil von „Mary Poppins“ in den Kinos lief.

Doch hier kommt eine gute Nachricht für alle Fans der märchenhaften Nanny: 2018 soll es mit „Mary Poppins Returns“ eine Fortsetzung des Klassikers geben. 20 Jahre sind vergangen. Jane und Michael sind inzwischen erwachsen. Michael hat selbst Kinder. In einer traurigen Phase taucht plötzlich Mary Poppins wieder auf…

Es scheint also, als sei das Kapitel „Mary Poppins“ noch lange nicht abgeschlossen. Auch wenn ihre Erfinderin bereits 1996 starb.

Michelle Dörner