Mobbing 2.0 – Wenn das Internet ein junges Leben zerstört


Laut der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien ist das tägliche Surfen im Netz für viele Jugendliche ab 12 Jahren inzwischen schon fast eine Selbstverständlichkeit. Doch neben den unbegrenzten Möglichkeiten, die das Internet für seine Nutzer bietet, birgt es mindestens genauso viele Gefahren. Kennt man noch das alltägliche Mobben auf dem Schulhof, verlagern sich viele dieser Sticheleien und Anfeindungen heute in das Internet, vor allem in die sozialen Netzwerke – man spricht vom sogenannten Cybermobbing.

 

Was ist Cyber-Mobbing?

Allgemein wird unter Mobbing das absichtliche Beleidigen, Anfeinden und Bloßstellen von Personen verstanden. Eine erweiterte Form des Mobbings stellt das sogenannte Cybermobbing, oder auch Internet-Mobbing dar, welches, wie der Name schon verrät, im Internet stattfindet.

Diese virtuellen Mobbing-Attacken können sowohl via E-Mail oder Messenger als auch auf sozialen Netzwerken und Videoplattformen stattfinden. Die Täter bleiben dabei oft anonym, aber hin und wieder, wenn die Zahl der sogenannten Mobber einschüchternd groß ist, geben sie sich auch zu erkennen und ziehen gemeinsam über eine Person her.

Meistens kennen sich Opfer und Täter auch im realen Leben, können Schulkameraden oder sogar Nachbarn sein. Fälle, in denen sich Täter und Opfer komplett fremd sind, sind verschwindend gering.

 

Smartphones und Soziale Netzwerke- die Waffen des Cybermobbings

Die Smartphones von heute verfügen sowohl über eine qualitativ hochwertige Kamera als auch einen Internetzugang und bilden somit das ideale Instrument, um selbst in die Rolle eines potentiellen Mobbers zu schlüpfen.

Schnell wird von Jemandem ein peinliches Foto geschossen und im nächsten Moment befindet es sich schon im World Wide Web. Und ist es erst einmal dort, ist es fast unmöglich es wieder von dort zu entfernen.

Dabei bieten vor allem die sozialen Netzwerke den Mobbern ein regelrechtes „Mobbing-Paradies“. Neben dem Austauschen, Spielen und Vernetzen, bieten Plattformen wie Facebook und Twitter auch eine perfekte Grundlage für Mobbing-Attacken. Egal ob anonym oder bewusst offiziell , können die Täter ihr Mobbing-Opfer rund um die Uhr mit Nachrichten bombardieren, beleidigende Postings auf den Pinnwänden veröffentlichen, Fotos oder sogar Videos hochladen und das Opfer darauf verlinken.

 

Folgen des Mobbings

Wer einmal Opfer einer Cybermobbing-Angriffes wurde, hat daran zu knabbern. Oft äußern sich die Folgen dieser psychischen Belastung durch Wesensveränderungen. Die Betroffenen werden ruhiger und ziehen sich zurück, haben Angstattacken, wollen nicht mehr zur Schule gehen und suchen Ablenkung in virtuellen Spielen und anonymen Chats. Aber auch gesundheitliche Probleme wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Konzentrationsschwäche können erste Anzeichen für psychischen Stress sein. Dieser mentale Stress kann sogar so weit gehen, dass die Opfer anfangen sich selbst zu verletzten, an Selbstmord denken oder ihn sogar vollziehen.

Eines dieser Opfer war Amanda Todd, eine 15-jährige kanadische Schülerin, die ihren einzigen Ausweg darin sah, sich selbst das Leben zu nehmen. Nachdem sie monatelang in ihrer Schule und über das Netz gemobbt wurde, hatte sie schließlich einen letzten Hilferuf in Form eines YouTube-Videos gestartet, der leider ungehört blieb und erst nach ihrem Tod für ein großes Medienecho sorgte.

Aber auch ein Fall aus Österreich zeigt was passieren kann, wenn Cybermobbing nicht ernst genommen wird. Der 13-jährige Joel stürzte sich am 14. Mai 2010 vor einen Zug, nachdem Facebook-Freunde einen Link zu einem Schwulenporno auf sein Profil posteten und ihn als „Schwuchtel“ bezeichneten. Doch das Video war nur die Spitze des Eisberges. Joel wurde schon im Vorfeld aufgrund seines Übergewichts und seines Kleidungsstils gemobbt und beschimpft.

 

Was tun, damit so etwas gar nicht erst passiert?

Als Eltern sollten Sie Ihrem Kind die Gefahren des Internets verdeutlichen. Und wie heißt es so schön – „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“

Schauen Sie sich den Internetauftritt Ihres Kindes an!

  • Was für ein Profilfoto hat es?
  • Mit welchen Leuten hat es dort Kontakt?
  • Welche Art von Kommentaren postet es bzw. bekommt es?
  • Welche Fotos wurden hochgeladen?

Fragen Sie ihr Kind, ob es irgendwelche Probleme mit Freunden, Klassenkameraden oder anderen Leuten hat. Oft trauen sich Kinder, die virtuell angefeindet werden, nicht darüber zu reden, weil sie befürchten nicht ernst genommen oder ausgelacht zu werden. Teilweise drohen die Täter aber auch ihren Opfern und schüchtern sie ein, um sie mundtot zu machen.

 

Was kann man tun, wenn man selbst Opfer ist?

Tipps für Betroffene:

  1. Wenn man auf einem sozialen Netzwerk gemobbt wird, gibt es die Möglichkeit den Mobber zu sperren. Tut das!
  2. Überprüft bzw. ändert eure Privatsphäre-Einstellungen, damit Belästigungen von Fremden oder sogar Freunden gar nicht erst möglich sind.
  3. Räumt eure Freundesliste auf! Drauf bleiben nur die, die ihr wirklich kennt und denen ihr vertraut.
  4. Nicht auf Nachrichten reagieren! Egal ob per E-Mail, SMS oder Messenger. Auch wenn es schwerfällt, es würde den Mobber nur dazu verleiten weiter zu machen.
  5. Dokumentiert eure Nachrichten! Macht am besten Screenshots, damit ihr Beweismaterial habt.
  6. Wendet euch an den Betreiber der Seite und informiert ihn über die Mobbing-Attacken. Schildert ihm die Vorfälle und gebt so viele Details wie möglich an.
  7. Und zu guter Letzt: Reden! Am besten geht ihr zu der Person eures Vertrauens (Eltern, bester Freund etc.) und sprecht über die Vorfälle.

Wenn ihr stumm bleibt, könnt ihr nichts ändern und die Angst und die Wut machen euch mit der Zeit fertig.

 

Empfehlenswerte Seiten

Mittlerweile gibt es auch einige Internetseiten, auf denen man sich mit anderen Betroffenen (anonym) austauschen kann oder Ratschläge von Psychologen bekommt. Aber auch Seiten wie vom Bundesfamilienministerium beschäftigen sich mit dem Thema Cybermobbing.

Nachfolgend eine kleine Auswahl empfehlenswerter Seiten zum Thema Cybermobbing:

www.bmfsfj.de
www.forum.mobbing.net
www.mobbing-schluss-damit.de
www.juuuport.de
www.jugendinfo.de
www.klicksafe.de
www.polizei-beratung.de

Wiebke Wegner

Quelle:
dolphinsecure.de