Onlinesucht


Im Zusammenhang mit dem „Safer Internet Day“ am 11. Februar 2014 wiesen die Drogenbeauftragte Marlene Mortler und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf die Gefahren eines exzessiven Internet-Konsums vor allem für Jugendliche hin. medienbewusst.de hat diese Gelegenheit zum Anlass genommen, das Thema des übermäßigen Online-Konsums genauer zu beleuchten.

Was ist Onlinesucht?
Onlinesucht, beziehungsweise die Kriterien um eine Onlinesucht zu diagnostizieren, werden in der bisherigen Forschung unterschiedlich definiert. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass sich die Forschung auf ein relativ neues Phänomen bezieht und sich daher noch in den Anfängen befindet.
Dennoch kann man sich an den folgenden Punkten orientieren. Ein exzessiver Gebrauch des Internets von oft mehr als 35 h/Woche ist ein deutliches Indiz für das Vorliegen einer Sucht. Ebenso wie sich die virtuelle Welt zunutze zu machen um die, in der realen Welt nicht erreichte Anerkennung, Bestätigung oder zwischenmenschlichen Beziehung zu kompensieren. Weitere Anzeichen einer Gefährdung sind der Verlust des Bezugs zur Umwelt und ein Unruhegefühl, ausgelöst durch den Verzicht auf das Internet.

Situation in Deutschland
Das Internet und der gezielte Einsatz sind heutzutage unumgänglich. Für Schule und Beruf ist es von großer Bedeutung, den Umgang mit den modernen Medien zu beherrschen. Bei einer Studie über die Drogenaffinität Jugendlicher in Deutschland kam heraus, dass fast alle Jugendlichen über einen Internetzugang im Elternhaus verfügen und ca. 70% der 12- bis 19-Jährigen ein Smartphone besitzen, mit dem es möglich ist, auch unterwegs im Internet zu surfen.
Eine seit 2010 durchgeführte Studie Prävalenz der Internetabhängigkeit (PINTA) beziffert erstmals die Onlineabhängigkeit in Deutschland. So ist etwa 1% der 14- bis 64-Jährigen als internetabhängig eingestuft und 4,6% werden als problematische Internetnutzer angesehen. Dabei gelten Jugendliche zwischen 14 und 24 als besonders gefährdete Gruppe, denn in dieser Gruppe ist die Verbreitung der übermäßigen Onlinenutzung am stärksten ausgeprägt. Jungen und Mädchen sind gleichermaßen betroffen. Hauptsächlich werden die sozialen Netzwerke und Online-Spiele frequentiert, aber auch pornografische Inhalte, Spiele mit Geldeinsatz und das Herunterladen von Programmen, Musik und anderen Daten werden, neben vielen anderen, genutzt.

Internetsüchtig oder gefährdet?
Wie Onlinesucht oder eine Gefährdung festzustellen ist, lässt sich an verschiedenen Anzeichen erkennen. Zum Beispiel ein Nachlassen des Interesses am realen Leben und das lästig werden von Verabredungen mit Freunden. Internetsüchtige oder problematische Internetnutzer sind oft nur schwer erreichbar. Eine verminderte Leistung in Schule und Beruf und allgemeine Erschöpfung, aufgrund von Schlafmangel, sind deutliche Merkmale einer möglichen Onlinesucht. Schließlich wird das Internet zum einzigen Thema, auch in der realen Welt. Ohne Internet entwickelt man ein unruhiges Gefühl, im Urlaub ist die Suche nach dem nächsten Internetcafé beispielsweise wichtiger, als die Zeit am Strand zu verbringen.
Die BZgA hat zum Zweck der Prävention und Erkennung von Gefährdungen die Seite www.ins-netz-gehen.de ins Leben gerufen. Hier findet sich auch ein Test für Jugendliche ab 12 Jahren, der in 5 Minuten, mit nur wenigen Fragen, Auskunft darüber geben kann, ob ein risikoreiches Nutzungsverhalten vorliegt oder nicht. Außerdem gibt der Test zu dem jeweilig erfragten Nutzungsverhalten Vorschläge zur Prävention und allgemein besseren Gestaltung der Onlinenutzung.

Tipps zum Umgang mit Onlinesucht und Prävention
Besonders für die Prävention, aber auch für den Umgang mit Onlinesucht, gibt es verschiedene kleine Tipps, um den Alltag so zu gestalten, dass dem Risiko aber auch der Onlinesucht entgegengewirkt werden kann. Einblicke bietet das Handbuch „Let´s play Methoden zur Prävention der Medienabhängigkeit“ des Fachverbands Medienabhängigkeit e.V. Im Allgemeinen ist ein geregelter Alltag mit festgelegten Essens- und Schlafenszeiten ein wichtiges Element der Prävention. Ebenso sollte das Augenmerk darauf gelegt werden am realen Leben teilzunehmen, zum Beispiel durch die Mitgliedschaft in einem Verein oder anderen Gruppen, denn vor allem sportliche Aktivitäten bieten einen guten Ausgleich. Die Dauer der täglichen Internetnutzung sollte geplant, gestoppt und eventuell sogar in einem Online-Tagebuch festgehalten werden. Die Zeit, die man mit Freunden verbringt, sollte ohne Internetnutzung gestaltet werden. In Fällen einer krankhaften Onlinesucht ist es allerdings wichtig Hilfe durch Spezialisten zu suchen und zu erhalten.
Zur Behandlung der krankhaften Onlinesucht gibt es verschiedene Therapieansätze. Einerseits eine verhaltenstherapeutische Methode, andererseits die Gabe von Psychopharmaka wie Antidepressiva, die beide bereits erfolgreich getestet wurden. Jedoch ist es für eine erfolgreiche Therapierung notwendig, zuerst den Grund für die Sucht in der konkreten realen Welt zu suchen und zu finden.

Wo gibt es Hilfe und Informationen?

www.ins-netz-gehen.de
www.onlinesucht.de
www.telefonseelsorge.de
www.drogenbeauftragte.de
www.suchtberatungsstelle.de
www.dhs.de

Julia Dorsch

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