Virtueller Elternabend zum Thema Medienkompetenz


Als „digital natives“ wachsen unsere Kinder ganz natürlich mit digitalen Medien und dem Internet auf. Das Thema Medienkompetenz ist häufig Ausgangspunkt für Diskussionen oder Streitigkeiten in der Familie. Eltern fühlen sich mit den technischen Neuerungen oftmals überfordert und fragen sich, wie sie ihr Kind im Umgang mit den Medien richtig unterstützen und anleiten können.

Auf dem ersten virtuellen Elternabend der Online-Lernplattform „Scoyo“ für Erst- bis Siebtklässler diskutierten Fachleute am 30. September 2014 zum Thema „Medienkompetenz – Fitte Eltern, starke Kinder” live via Google Hangout on Air und beantworteten Fragen von Eltern, die diese über Twitter, Facebook oder E-Mail während der Sendung stellen konnten. Moderiert wurde der virtuelle Elternabend von Daniel Bialecki, dem Geschäftsführer von scoyo.

Als zentrale Ursache für die oftmals unzureichende Medienkompetenz der Eltern wurde seitens der Pädagogin Barbara Lenke und der Vertreterin der Initiative „SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht.“, Kristin Langer, deren geringes Selbstbewusstsein in Bezug auf moderne Medien ausgemacht. Sie würden sich nicht herantrauen an dieses komplexe Thema und befürchteten, den Kindern in technischen Fragen unterlegen zu sein. Infolgedessen würden sie digitale Medien meiden oder gar strikt ablehnen. Allerdings berge diese digitale Kluft für Kinder die Gefahr, auf sich allein gestellt und ohne Orientierung und Begleitung durch Erwachsene mit modernen Medien und dem Internet aufwachsen zu müssen. Der schweizerische Lehrer Philippe Wampfler erklärte weiter, dass es keine nicht-digitalen Berufe mehr gäbe. Hierdurch würden die beruflichen Perspektiven von Kindern, die aufgrund elterlichen Dekrets ohne digitale Medien aufwachsen müssten, erheblich geschmälert werden.

In Rahmen der Debatte wurde auch dem Thema Cybermobbing eine besondere Bedeutung eingeräumt. Häufigste Form stellten derzeit „WhatsApp“-Gruppen dar – die Chaträume eines Instant Messaging-Dienstes für mobile Endgeräte. Hier würden oftmals beleidigende Kommentare verbreitet oder jemand lächerlich gemacht werden, wobei das Ausmaß dieser Verschmähung für Betroffene oftmals erst spät ersichtlich wird. Der Ursprung des Mobbings entstamme jedoch der realen Welt: Ohne Begleitung durch ihre Eltern und ohne Kenntnis des Zusammenhangs zwischen realer und virtueller Welt, glaubten viele Kinder, dass sie nicht zur Rechenschaft gezogen werden könnten.

Die Expertenrunde war sich auch einig, wie diese Herausforderung bewältigt werden könne. Die Eltern müssten sich einmal mehr ihrer Vorbildfunktion bewusst werden, ihre eigene Mediennutzung hinterfragen und Wissensdefizite zu beseitigen versuchen. Demgegenüber käme auf die Schulen die Aufgabe zu, Netzwerke zu schaffen, mit deren Hilfe sich Eltern untereinander austauschen können, so dass auch denjenigen Eltern ein Zugang zum Thema geboten wird, die bislang digitale Medien völlig gemieden haben. Vor allem jedoch stehe das Vertrauen der Eltern den Kindern gegenüber allen Gefahren zum Trotz an erster Stelle.

Empfehlung der Redaktion:
Die medienbewusst-Redaktion hält die virtuellen Elternabende für eine moderne und auf diesem Gebiet innovative Möglichkeit, über grundlegende Fragestellungen und Probleme von Kindern sowie deren Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren. Allerdings wurden bei der Debatte zur Medienkompetenz kaum unterschiedliche Standpunkte der Teilnehmer deutlich, wodurch das Potential dieses Konzepts noch nicht völlig ausgeschöpft erscheint. Eine durchaus legitime Frage stellte ein Twitter-Nutzer gleich zu Beginn: Wie soll dieser virtuelle Elternabend eigentlich die angepeilte Zielgruppe erreichen – also gerade die Eltern, die selbst über keine ausgeprägte Medienkompetenz verfügen? So bleibt letztlich der Eindruck zurück, lediglich über diese Eltern gesprochen zu haben – und nicht mit ihnen.

Das Video zum virtuellen Elternabend:

oder schauen Sie sich die Übertragung hier noch einmal an

Aktuell steht bereits der dritte virtuelle Elternabend an. Am 21. Januar 2015 wird unter dem Titel “Zeugniszeit – So reagieren Eltern richtig” diskutiert. Der digitale Elternabend ist hier live zu verfolgen.

Roman Szewczyk

Bildquelle:
© Screenshot Scoyo