Als Leiterin der Redaktion Kinder- und Jugendinformation des ZDF ist Eva Radlicki verantwortlich für Sendungen wie ‘Löwenzahn’, ‘pur+’ und ‘Stark!’. Die ‘Jungs-WG’, deren Alltag täglich auf ZDFneo verfolgt werden kann, und der geplanter Nachfolger, die ‘Mädchen-WG’, gehören ebenso zu ihrem Aufgabenbereich wie das Aushängeschild der deutschen Kindernachrichten: „logo!“. Zum 20. Geburtstag der Sendung im vergangenen Jahr gratulierte sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel und lobte besonders die Fähigkeit, schwierige Begriffe wie ‘Mehrwertsteuer’ oder ‘Kyoto-Protokoll’ mit einfachen Worten verständlich zu erklären.
„Kurz, klar und präzise“ – so schildert Eva Radlicki das Erfolgsgeheimnis von ‘logo!’. Zudem wüssten es die jungen Zuschauer besonders zu schätzen, dass ‘logo!’ ein Format sei, die „extra für sie gemacht“ wird. Bereits bei der Geburtsstunde der Nachrichten 1989 war sie beteiligt, damals noch als Praktikantin, und auch nach 21 Jahren und mehr als 6 000 Sendungen hat sie noch längst nicht die Lust an der Sendung verloren. Komplizierte Sachverhalte so darzustellen, dass auch 10-Jährige sie verstehen können, darin sieht sie den besonderen Reiz ihrer Arbeit. Dabei stehen Radlicki und ihre Redaktion vor der täglichen Herausforderung, Hintergründe kompakt zu erklären, ohne jedoch durch die Vereinfachung missverständliche oder fehlerbehaftete Informationen zu liefern.
Die Kindheit und damit das Publikum der Kindernachrichten haben sich zwischen 1989 und 2010 stark verändert. Zahlreiche technische Entwicklungen hinterließen ihre Spuren. Im Vergleich zu ihrer Vorgängergeneration seien heutige Kids beispielsweise bei der Informationssuche viel wendiger. „Sie wissen, wie sie im Internet Informationen finden“, erklärt Eva Radlicki. Aus diesem Grund soll in Zukunft das bereits vorhandene Internetportal von logo ausgebaut werden. Zudem sei der Trend beobachtbar, dass schon 11-Jährige nicht mehr als Kinder angesprochen werden wollen. Veränderungen, auf die ‘logo!’ ständig reagieren muss, seit die Sendung das erste Mal über die damals noch ausschließlich westdeutschen Fernsehgeräte lief. Wenn sie alte Folgen sehe, falle ihr die sehr langsame Sprechweise auf, die heute fast “betulich” wirke, so Radlicki. Mittlerweile kann davon keine Rede mehr sein. Die Moderatoren präsentieren die Nachrichten längst flott und kurzweilig. Das Programm gehe mit dem Stil der Zeit, ohne dabei das Grundkonzept der Sendung zu verändern. Dazu gehörten auch einige Designwechsel, der letzte im vergangenen September in Verbindung mit dem Umzug von ‘logo!’ in das neue ZDF-Nachrichtenstudio, aus dem auch die heute-Nachrichten gesendet werden.
Tabuthemen gibt es bei der Berichterstattung in „logo!“ nicht. Wichtig bei der Auswahl der Nachrichten sind vor allem Aktualität und ein Bezug zur Lebenswelt der Kinder. Dabei wird vor schwierigen Themen nicht halt gemacht. Radlicki erinnert sich an einen Fall aus der Vergangenheit: „Als es um den Paragraphen 218 ging, war es sehr schwierig, Kindern zu erklären, dass es Frauen gibt, die schwanger sind, sich aber gegen das Kind entscheiden.“ Bei Beiträgen über Krieg oder Terroranschläge achten die Redakteure darauf, das Geschehene einzuordnen und zu relativieren, um den jungen Zuschauern die Ausnahmesituation zu verdeutlichen. Es werden keine Aufnahmen von Toten oder Verletzten gezeigt, gelegentlich wird anstelle von bewegten Bildern auf Fotos gesetzt.
Derzeit laufen die Kindernachrichten täglich um 19.50 Uhr im KI.KA, freitags bereits um 19.25 Uhr. Eva Radlicki wünscht sich für die Zukunft den Sendeplatz um 18.50 Uhr, direkt vor den heute-Nachrichten im ZDF: „Dafür mache ich im Sender Werbung. Dann könnten die Eltern mit ihren Kindern gemeinsam zuerst ‚logo!‘ und anschließend die ‚richtigen‘ Nachrichten gucken.“ Grundsätzlich hält sie es nicht für bedenklich, Kinder ab neun Jahren „normale“ Nachrichtensendungen schauen zu lassen. Wichtig sei jedoch, dass die Eltern dabei sind, damit die Kinder mit ihnen über das Gesehene sprechen können.
medienbewusst.de bedankt sich bei Eva Radlicki für das Gespräch und wünscht der Redaktion Kinder- und Jugendinformation weiterhin viel Erfolg.
Lucas Riemer
Bildquelle:
ZDF/Rico Rossival