Echtzeitstrategie muss nicht immer in 3D sein. Das beste Beispiel dafür ist das im August dieses Jahres erschienene „Swords & Soldiers“ von Daedalic. Die Entwickler verfolgen mit Comic-Look und 2D-Strategie einen komplett eigenen Ansatz und neue Vorstellungen von Strategiespielen.
„Swords and Soldiers“ ist eine Mischung aus Echtzeit-Strategie und “Hack’n Slay”, d.h. der Aspekt des Kampfes ist stark ausgeprägt. Es ist ab 12 Jahren freigegeben und sowohl für den PC als auch für die Wii erhältlich. Das Spielprinzip schreckt zwar Pro-Gamer etwas ab, ist jedoch für eine jüngere Zielgruppe wie geschaffen: Kinder von 9 bis 12 Jahren dürften dem Spiel sehr viel abgewinnen können, da die Spielmechanik sehr einfach zu verstehen und auch die Story nicht all zu kompliziert ist. Die Freigabe ab 12 Jahren ist dagegen eher unrealistisch, da zwölfjährige Jugendliche meist anspruchsvollere Spiele des Genres bevorzugen.
Story und Gameplay:
Im Kampagnenmodus ist es dem Spieler möglich, in die Rolle des Anführers der Wikinger, Azteken oder Chinesen zu schlüpfen. Die jeweils zehn Missionen aller Völker sind zwar nicht gerade ein storytechnisches Meisterwerk, trotzdem haben die Gespräche, Zwischensequenzen und auch die Levels selbst einen gewissen Charme, der sich sehr positiv auf den Spielspaß auswirkt. Interessant ist die Story aber erst, wenn man im zweiten Szenario gegen das Volk spielt, über das man vorher selbst die Kontrolle gehabt hat, so kann man neue Taktiken entwickeln und verbessern.
Das Schlachtfeld kann man sich wie einen Meterstab vorstellen, an dessen Enden die Basen der beiden Kontrahenten sind. In „Swords and Soldiers“ gibt es zwei Rohstoffe, Gold und Mana, sogenannte Magiepunkte. Mit dem Gold, das mit der Hilfe von Dorfbewohnern bzw. Zivilisten aus unerschöpflichen Minen nahe dem Dorfzentrum abgebaut werden kann, ist es möglich, Soldaten auszubilden, neue Gebäude zu errichten oder neue Technologien für den Krieg zu erforschen. Allerdings gibt es für jedes Volk nur ein Bauwerk. So gibt es beispielsweise bei den Wikingern nur einen Axtturm und bei den Chinesen leuchtende Buddha-Statuen, die zusätzliche Magiepunkte erzeugen. Das Mana dient dazu, Spezialangriffe oder andere Moves, wie z.B. die Heilung der eigenen Truppen oder das Verstärken der Angriffs- bzw. Verteidigungspunkte, auszuführen.
Die Kriegsführung ist zwar nicht sehr fordernd, aber dennoch taktisch ausgelegt. Die Soldaten bewegen sich nach der Ausbildung vollkommen selbstständig in Richtung des Feindes und kämpfen auch komplett ohne manuelle Unterstützung. Der Spieler bestimmt einzig und allein den Zeitpunkt und die Art des Angriffes und kann bei der Invasion nur zusehen oder mit Mana Spezialoperationen ausführen. Dass man die Kämpfe nur passiv beeinflussen kann, beispielsweise das Verbessern von Truppen, ist manchmal ziemlich nervig und führt des Öfteren zu großen Frustmomenten, da die KI (Künstliche Intelligenz) nicht immer klug agiert. Wenn der Spieler deshalb das Level verliert oder neu beginnen muss, fühlt er sich zu Recht betrogen. Bei „Swords and Soldiers“ könnte dies leider öfter der Fall sein.
Der Online-Modus macht besonders auf dem PC Spaß, per LAN kann man allerdings nicht spielen.
Auf der Wii hält sich die Fairness in Grenzen: Man kann nur im Split Screen (geteilter Bildschirm) gegeneinander antreten. Dies ermöglicht beiden, das strategische Vorhaben des jeweils anderen einzuschätzen und schon vor dem Angriff eine entsprechende Verteidigung aufzubauen. Das Gameplay von „Swords and Soldiers“ ist zwar an sich nicht schlecht, kann sich aber keinesfalls mit anderen Spielen des Genres messen.
Grafik, Sound und Steuerung:
Wie bereits gesagt, ist das Spiel in 2D und besitzt einen Comic-Look. Wegen dieser Tatsachen ist es schwierig, „Swords and Soldiers“ grafisch einzuordnen, da man es nicht mit 3D-Games vergleichen kann. Was man aber sagen kann, ist, dass die Bewegungen meist sehr flüssig und schön animiert sind. Die Farben sind zwar ein wenig übertrieben verwendet worden, im Großen und Ganzen aber trotzdem sehr ansprechend.
Sound und Hintergrundmusik sind ein Zugewinn für das Spiel, da beides stets abwechslungsreich und passend ist. Die Steuerung ist sehr einfach, was aber auch daran liegt, dass es in diesem Spiel nur sehr wenig Befehle gibt. Der Spieler bedient lediglich die Buttons am oberen Bildschirmrand, mit denen er Truppen und Arbeiter ausbilden sowie spezielle Moves ausführen kann.
Fazit:
„Swords and Soldiers“ ist für Kinder ab neun Jahren das perfekte Spiel, um langsam an das Strategiespiel-Genre heranzutasten. Erfahrenere Spieler ab 12 Jahren werden das Game wohl eher als langweilig empfinden, da sie nicht genug gefordert werden. Bekannte Risiken wie Suchtgefahr oder das Hervorrufen von Aggressionen bestehen hier allerdings nicht, da die Kampagnen vergleichsweise kurz sind und über keine Langzeitmotivation wie Aufstiegslevel verfügen. Zudem sind die Kampfsequenzen mehr oder minder „kindgerecht“ und kommen vollständig ohne Blut aus. Einen Lerneffekt hat „Swords and Soldiers“ allerdings auch nicht, da man so gut wie nichts über die Kulturen erfährt, deren Identität man annimmt oder gegen die man kämpft. Alles in allem ist das Spiel ein mittelmäßiges Strategie-Erlebnis, das sich ideal zum Einstieg in das Genre eignet.
Sebastian Böhm
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