Unverhofft kommt oft: Zwei süße blonde achtjährige Mädchen verbringen ihre Sommerferien in einem Ferienheim im schönen Seebühl. Luise kommt aus Wien, Lotte aus München. Erstere ist ein unordentlicher Wirbelwind, Lotte ein sehr ernstes Mädchen, da sie durch die Arbeit ihrer Mutter den Haushalt alleine regeln muss. Eines verbindet die beiden aber doch: Sie sehen vollkommen gleich aus! Schnell finden sie heraus, dass ihre Eltern sich nach ihrer Geburt scheiden ließen und jeder einen Zwilling zu sich genommen hat. Während der Ferien schmieden sie den Plan, die Rollen zu tauschen. Lotte wird als Luise zum Vater, dem Kapellmeister, fahren und Luise kehrt als Lotte zur Mutter, die als Redakteurin einer Zeitung arbeitet, nach München zurück. Einfach ist das zu Beginn natürlich nicht: Der Dackel erkennt „Luise“ nicht mehr, „Lotte“ muss auf einmal kochen und dann erst die ganzen Namen und Wege! Außerdem ist da auch noch das Fräulein Gerlach, die Geliebte des Kapell¬meisters, die auf einen Heiratsantrag wartet… Doch die Zwillinge haben ihr Ziel klar vor Augen: Sie wollen ihre Eltern wieder versöhnen und die Familie vereinen!
Das doppelte Lottchen basiert auf dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner, der im alten Schwarzweiß-Klassiker von 1950 selbst den Erzähler spricht! Der Film ist pädagogisch wertvoll, da er das Leid der beiden Scheidungskinder sehr gut darstellt und heraushebt, wie wichtig es ist, dass Kinder in einer glücklichen Familie aufwachsen. Die Geschichte ist zeit¬los, denn das Thema Scheidungskinder wird immer aktuell sein, heute noch mehr denn je!
So manche Szene ist aber auch sehr drastisch dargestellt, beispielsweise wenn ein Mädchen im Ferienlager durch einen Brief erfährt, dass ihre Eltern sich scheiden lassen. Ob das so manches Kind unter sechs Jahren verstehen wird? Der alte Klassiker, in dem die Günther-Zwillinge wirklich ganz bezaubernd spielen, spiegelt aber auch wunderbar die 50er-Jahre wieder. Der Zuschauer kann so in eine schöne und teilweise, abgesehen von der Hauptthematik, heile Welt eintauchen. Da aber nicht jedes Kind „alte Schinken“ mag, seien hier auch noch ein weitere Neuverfilmungen genannt: Die Erich Kästner Verfilmung gibt es seit 2007 auch als Zeichentrickversion mit detailliert gezeichneten Figuren, sodass auch hier das Hinschauen Spaß macht. Des Weiteren existiert eine „modernere“ Fassung: „Charlie und Louise“ holt die Geschichte in die Neuzeit mit all ihren Eigenarten und Veränderungen. Lacher sind vorprogrammiert! Wer lieber amerikanische Filme mag, dem sei „Eins und eins macht vier“ mit den niedlichen Olsen-Zwillingen oder „Ein Zwilling kommt selten allein“ mit Lindsey Lohan in den Hauptrollen ans Herz gelegt!
Eins sei aber gesagt: Egal, welche Version man sich anschaut, Spaß und Lerneffekt sind der Gleiche und am Ende hüpft bei jedem das Herz in die Höhe. Das doppelte Lottchen ist ein wunderbarer Film, der sowohl den Kindern als auch den Eltern vermittelt, wie wichtig es ist, dass Kinder eine schöne Kindheit in einer glücklichen und vollständigen Familie erleben! Und um es mit den Worten von Erich Kästner zu sagen: „Eine Geschichte für alle, die Kinder sind und immer noch an Wunder glauben. Und für die, die vergessen haben, dass sie einmal Kinder waren und nicht glauben wollen, dass man versäumtes Glück auch nachholen kann.“
Julie Peignois
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