Es ist eine versteckte Kunst, die nur dann perfekt zu sein scheint, wenn sie niemandem auffällt. Die Rede ist vom Synchronsprechen. Der Streit über die Vorzüge und Nachteile ist wohl so alt wie die Synchronisation selbst. Welche Vorteile ergeben sich jedoch für Kinder aus synchronisierten Filmen und wie kann man als Jugendlicher zum synchronisierenden Künstler werden?
Einer, der hierzulande schon zu den ganz Großen in dieser Branche zählt, ist der 13-jährige Lukas Schust. Er lieh Dre Parker alias „Karate Kid“ – gespielt von Jaden Smith (Sohn von Will Smith) – seine Stimme und erhielt 2010 den Deutschen Synchronpreis für die „Herausragende Nachwuchsleistung“ in „Slumdog Millionär“ und „Der Junge im gestreiften Pyjama“.
Neben dem zeitgleichen Einsprechen zur Figur ist es nach Aussage von Lukas Schust “auch ziemlich wichtig, dass man sich in die Rolle reinversetzt und sich bei großen Rollen auch ein bisschen mit diesen beschäftigt.” Für Filme wie “Der Junge im gestreiften Pyjama” ist es fast schon unabdingbar, sich mit der Thematik des Holocausts auseinanderzusetzen. Um seiner Sprechrolle in “Karate Kid” gerecht zu werden, musste Schust auch ein wenig Chinesisch lernen.
Nicht selten werden die im Film gezeigten Situationen in ähnlicher Weise im Studio nachgestellt. Da kann es schon mal vorkommen, dass ein Sprecher beim Synchronisieren auf dem Studioboden liegt oder sogar mit Hilfe einer Seilkonstruktion in der Luft schwebt, wie das bei Schust als Dre Parker der Fall war. Durch diese Nachempfindung verändert sich auch die Sprechweise, um das Ganze möglichst real wirken zu lassen.
Lukas Schust stand bereits selbst für zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera, kann also auch die Lage seiner Schauspielkollegen nachfühlen. Für seine Rolle in „Das Wunder von Loch Ness“ erhielt er 2008 den Deutschen Kinder-Medien-Preis.
Auf die Frage, was ihm denn nun mehr Spaß mache, die Schauspielerei oder das Synchronsprechen, antwortete er: „Es macht beides ziemlich viel Spaß. Jedes auf eine andere Art und Weise, auf jeden Fall.“
In Deutschland werden beim Synchronisieren hauptsächlich ausländische Filme und Serien übersetzt. Ein ähnlicher Aufwand wird innerhalb Europas nur im französisch- und italienischsprachigen Raum sowie in Spanien betrieben. In den skandinavischen Ländern beispielsweise werden ausländische Filme meist nur mit einem Untertitel versehen, der Originalton bleibt unverändert. Lediglich für Kinder werden die Serien und Spielfilme in die eigene Muttersprache übersetzt, auch weil bei den ganz Kleinen die Lesefähigkeit noch nicht im nötigen Umfang ausgeprägt ist.
Beim Synchronsprechen ist eine klare und ausdrucksstarke Stimme von Vorteil, sie muss aber, im Gegensatz zum nötigen Wiedererkennungswert bei erwachsenen Sprechern, bei Kindern nicht immer zwangsläufig etwas Herausstechendes oder Unverwechselbares vorzuweisen haben.
Um in das Synchronistationsgeschäft mit der Stimme einzusteigen, muss zuallererst in einem Tonstudio vorgesprochen werden. Wird das Talent entdeckt, erfolgt die Aufnahme in die Agenturdatenbank. Diese speziellen Agenturen für Synchronsprecher vermitteln dann die Aufträge.
Eine Hilfe zur Talentförderung bieten auch spezielle Schauspielschulen für Kinder und Jugendliche, wie die TASK, die mit mehreren Standorten deutschlandweit vertreten ist. Bei einem Schnuppertraining können sich die Kinder ausprobieren, sowie ihre Fähigkeiten und Grenzen austesten. Während der Ausbildung lernen sie, sich besser auszudrücken und ihre Ideen und Wünsche zu formulieren, was nicht zuletzt auch einen gewaltigen Schub für das Selbstbewusstsein bedeutet.
Die Synchronisation ist somit kein leichtes Unterfangen und bedeutet jede Menge Arbeit, auch für junge Künstler. Nichtsdestotrotz bereitet sie Sprechern wie Lukas Schust viel Spaß und verhilft den Zuschauern letztendlich, in Kombination mit den richtigen, bewegten Bildern, zu einem ganz besonderen Kinoerlebnis.
Sandra Rogenz
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