Gewaltvideos auf dem Handy


Kein Verkauf von Kamera-Handys unter 16 Jahren. Was bei Zigaretten und Alkohol unter das Jugendschutzgesetz fällt, könnte bald auch für Handys Realität werden. Was im ersten Moment eher lächerlich klingt, ist keineswegs von der Hand zu weisen. Grund dafür ist das Aufkommen von Gewaltvideos auf dem Handy.

In Großbritannien verbreitet sich eine neue Beschäftigung unter den Jugendlichen: das „Happy Slapping“. Dies ist eine ironische Bezeichnung für brutale Überfälle, deren einziger Antrieb meist nur die reine Kameraaufnahme ist. Mit anderen Worten: Jugendliche überfallen ihre Opfer nur, um davon ein Video zu drehen und dieses zu veröffentlichen. Wir sollten somit alles dafür tun, dass diese Entwicklung nicht auch in Deutschland zur Realität wird! Doch auch in unserem Land gibt es schon aktuelle Geschehnisse in diese Richtung. Nach einer Studie der Medienanstalt Hamburg/ Schleswig-Holstein haben etwa die Hälfte der untersuchten Jugendlichen bereits Gewalt- oder Pornovideos auf Handys gesehen – eine erschreckende Zahl. Prügeln allein reicht den Jugendlichen nicht mehr aus. Das neue Medium Handy wird eingesetzt, um dieses Grauen auch noch zu filmen und es danach möglichst weit zu verbreiten. Den Opfern bleibt meist nur die Flucht aus der Öffentlichkeit, denn sonst kommt zu den psychischen und physischen Wunden auch noch die öffentliche Demütigung dazu.

Die Weitergabe dieser Aufnahmen ist in den meisten Fällen eine Art Mutprobe. Das Ziel: Tabus brechen, um sich so von den Erwachsenen abzuheben. Der einfache Zugang und die leichte Verbreitung solcher Handy-Videos machen sie so gefährlich. Sie sind problemlos aus dem Internet herunterzuladen und nahezu kinderleicht via Bluetooth, also über Schnittstellen, zwischen Handys zu verschicken. Die Verfolgung der Täter wiederum stellt sich als äußerst schwierig heraus, weil die Videos meist von ausländischen Servern angeboten werden.

Viele Kinder und Jugendliche können diese Art von Bildern allerdings nicht verdauen und ängstigen sich. Das größte Problem dabei ist, dass Eltern noch nicht realisiert haben, wie gefährlich Handys in diesem Fall sein können. Denn diese illegalen Übertragungen von Gewaltvideos sind mittlerweile auch bei uns häufiger zu finden. Aus diesem Grund müssen Eltern und Lehrer reagieren! Wichtig dabei sind eindeutige Regeln, damit Kinder und Schüler lernen, was erlaubt ist und was nicht. Befürchtet wird nämlich, dass solche Videos Jugendliche zum Nachahmen animieren können. Deswegen sollte man dringend dafür sorgen, diese Videos einzudämmen und Kindern den richtigen Umgang mit ihnen zu lehren.

Doch was können Eltern in diesem Punkt tun und wie sollten Lehrer in so einem Fall reagieren?

Eltern sollten ihr Kind – je nach Alter und Entwicklungsstand – gezielt auf das Thema ansprechen. Sagen Sie ihm, dass Sie sich aufgrund der Pressemeldungen sorgen. Fragen Sie hin und wieder, ob Ihr Kind bereits solche Videos gesehen hat und was es dabei empfand. Machen Sie sich auch mit den Funktionen moderner Handys vertraut. Denn für Eltern besteht die Möglichkeit, WAP, MMS-Dienste oder Bluetooth sperren zu lassen. Zusätzlich sollten Sie mit Ihrem Kind über erlaubte und unerlaubte Funktionen des Handys und dessen Sinn sprechen. Den Kleinen sollte außerdem klar sein, dass die Weitergabe solcher Videos strafrechtliche Konsequenzen hat.
Lehrern wird geraten, aufmerksam zu sein. Denn häufig sind diese Gewaltvideos Thema in den Pausen. Es sollten auch klare Regeln zum Handygebrauch an Ihrer Schule herrschen. Konsequent sollten Verstöße gegen die Hausordnung geahndet werden. Achten Sie aber auch auf die Wahrung der Privatsphäre Ihrer Schüler. Sie dürfen nicht einfach den Handyspeicher von einem Schüler durchsehen. Haben Sie einen entsprechenden Verdacht, informieren Sie die Eltern und die Polizei. Ein generelles Handy-Verbot könnte allerdings eher schaden als nützen, denn so wird das Problem vor die Schultür verlagert und Kontrolle wird nahezu unmöglich.

Den problematischen Videos kann man also nur entgegenwirken, wenn das Thema offen angesprochen wird – sowohl in der Familie als auch in der Schule. Betroffene Schüler sollten sich außerdem an Vertrauenspersonen wenden können wie Lehrer, Mitschüler oder Eltern. So wird die Gefahr solcher Handy-Videos eingedämmt, ohne dass gleich ein generelles Verbot im Jugendschutzgesetz verankert werden muss.

Denise Tobian

Quelle:
http://www.abendblatt.de/daten/2007/09/28/799169.html