SchülerVZ, Facebook, MySpace- welcher Kinderalltag bleibt davon noch unberührt? Zwischen Gruscheln und Bloggen geht dabei schnell der Blick für den Datenschutz und die Frage nach dem Wert virtueller Freundschaften verloren. Um dem vorzubeugen, rief das Gymnasium Saarburg im November 2008 die schulinterne Web-Community „Gymnasium Saarburg 2.0“ ins Leben. Nun können sich Schüler, Lehrer und Eltern auf der virtuellen Spielweise austoben und sich auf gleicher Stufe begegnen.
„Gymnasium Saarburg 2.0“ ist eine Gemeinschaft, die sich nicht nur auf den virtuellen sondern auch realen Bereich erstreckt. Diese Tatsache unterscheidet sie erheblich von allen großen Web 2.0- Plattformen wie SchülerVZ und ermöglicht somit eine Vernetzung zwischen Schülern innerhalb und zwischen verschiedenen Klassenstufen, Lehrern und Eltern – auch über die virtuelle Welt hinaus. Dies wird durch die Repräsentation der Mitglieder in einzelnen Teilnetzen, wie einzelnen Klassen und Projekten, schulischen Arbeitsgemeinschaften, die Eltern- und Schülervertretung sowie Schüleraustausche und Fachschaften, ermöglicht. Um den Überblick über die einzelnen Netze nicht zu verlieren, befinden sich auf der Hauptseite sogenannte Schaufenster, in denen wichtige Informationen einzelner Netze für die gesamte Schule zugänglich gemacht werden. Die Web 2.0- Community schafft auf diese Weise Platz für einen regen Austausch und einen besseren Zusammenhalt zwischen den einzelnen Parteien.
Neben dieser Netzstruktur fördern bekannte Web 2.0- Funktionen, wie Blogs, Foren, Freundeslisten oder Pinnwände, zusätzlich die lebendige Gemeinschaft zwischen Schülern aller Altersklassen, Lehrern und Eltern. So berichten ältere Schüler in Blogs von ihren Erlebnissen während eines Schüleraustausches im Ausland, ein Dokumentationsteam hält mit Hilfe von Fotografien und Filmen Erinnerungen an vergangene Schulveranstaltungen fest oder Mitglieder knüpfen untereinander fleißig Kontakte. Getreu dem Motto „Lernen mit und von anderen“ ergeben sich Synergie- und Vernetzungseffekte, die sich auch im Schulalltag bemerkbar machen. Eine Schule, in der sich Schüler, Lehrer und Eltern zumindest virtuell auf gleicher Ebene begegnen und voneinander lernen, zeichnet sich auch im realen Leben durch wesentlich bessere und harmonischere Beziehungen zwischen den einzelnen Mitgliedern aus.
Wie auf jeder anderen Community haben die Mitglieder die Möglichkeit, private Daten wie Bilder oder persönliche Informationen auf ihre Seite zu stellen oder mit anderen Mitgliedern in Kontakt zu treten. In diesen Zusammenhang werden sofort medienpädagogische Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Verhaltensregeln im Netz laut. Es ist somit besonders wichtig, dass Kinder begreifen, dass das Internet kein rechts- und wertfreier Raum ist. Um dies zu lernen, ist die schulinterne Web 2.0- Community optimal. Denn zu dieser haben nur Mitglieder des Gymnasiums Saarburg Zugang. Außerdem werden die Aktivitäten der Mitglieder mit Hilfe von Administratoren bzw. Moderatoren begleitet und kontrolliert. So werden die Nutzer an die Einhaltung von Kommunikationsregeln erinnert, falls sie sich in einem Pinnwandeintrag im Ton vergreifen oder persönliche Fotos ins Netz stellen. Auf diese Weise stellt „Gymnasium Saarburg 2.0“ in einem geschützten Raum eine Spielwiese zur Verfügung, auf der alle Nutzer die Funktionen und Möglichkeiten eines Web 2.0- Portals testen können, aber gleichzeitig für die Gefahren und Probleme dieser Anwendung sensibilisiert werden. Neben diesen Erfahrungen helfen Links zu Informationsportalen wie klicksafe, zahlreichen Materialien und Diskussionsforen, sich mit den Vorteilen und Gefahren dieser Internetanwendung vertraut zu machen.
Im Moment befindet sich das Projekt mit 250 Mitgliedern noch in der Testphase. Das Portal soll allerdings im nächsten Schuljahr als neue Internetpräsenz des Gymnasiums in Verbindung mit einem öffentlichen Informationsbereich ans Netz gehen, sodass die Community dann über 3000 Personen – davon 1200 Schülern, 2000 Eltern und 100 Lehrern- offen steht. So lässt sich auf Nachahmer hoffen, da dieses Projekt vor allem aus medienpädagogischer und schulischer Sicht zahlreiche positive Effekte für das Schulleben bereithält.
Anne Hensel
Bildquelle:
privat (Screenshot)