Hausaufgabenhilfe mit Hindernissen


Die Zeiten, in denen man Informationen mühevoll in großen Enzyklopädien und mehrbändigen Sammel-werken, wie dem Brockhaus-Lexikon, recherchiert hat, gehören für Kinder und Jugendliche heutzutage längst der Vergangenheit an. Das Internet hat die Informationssuche revolutioniert, denn mit nur wenigen Klicks lassen sich unzählige Daten aus dem Netz ziehen und Hausaufgaben in Rekordzeit erledigen. medienbewusst.de hat sich mit den Tücken dieser schnellen Informationssuche einmal näher befasst.

Nicht wenige Surfer schenken ihren Suchergebnissen im Internet uneingeschränkte Glaubwürdigkeit. Zu verlockend und zu bequem ist die Recherche im Netz. Mit dem Auffinden eines Artikels bei Google sehen manche ihre Arbeit bereits als getan und vergessen, dass sie damit erst beginnt. Die gefunden Informationen müssen miteinander verglichen und hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit bewertet werden. Da Kindern und Jugendlichen oftmals die nötige Erfahrung fehlt, sind hierbei besonders Eltern sowie Lehrer gefordert.

Der erste Schritt der Informationssuche birgt nicht selten schon den ersten Fehler. Die gesuchten Begriffe werden in eine Suchmaschine, wie Google, eingeben und daraufhin wird vorbehaltlos der erste Treffer ausgewählt. Zunächst einmal sollte man beachten, dass sich jeder Anbieter von Suchmaschinen im Internet verschiedener Algorithmen bedient. Es lohnt sich daher, verschiedene Anbieter zu vergleichen.

Tipp für Eltern: Für einen effektiven Vergleich eignen sich sogenannte Meta-Suchmaschinen, wie beispielsweise Meta-Ger, einem Angebot der Universität Hannover. Bei dieser Methode werden die Suchbegriffe gleichzeitig an mehrere Suchdienste gesendet.

Die Wahl des ersten Treffers kann zudem bei manchen Suchanbietern besonders kontraproduktiv sein, da es sich bei den obersten Plätzen in der Ergebnisliste durchaus auch um Werbung handeln kann. Für Suchmaschinen-Betreiber ist dies ein lukratives Geschäft, für Surfer kann es zur Falle werden.

Eine weitere Möglichkeit, seine Suchergebnisse zu verfeinern, bietet die „Erweiterten Suche“, welche man bei vielen Anbietern vorfindet. So können beispielsweise nur aktuelle Artikel aufgelistet werden oder nur Webseiten berücksichtigt werden, die in letzter Zeit aktualisiert wurden. Dies empfiehlt sich unter anderem bei aktuellen Ereignissen. Hat man schließlich die passenden Informationen gefunden, so müssen diese nichtsdestotrotz bewertet und mit anderen Angeboten verglichen werden.

Für die Bewertung der Glaubwürdigkeit einer Webseite gibt es mehrere Kriterien. Die erste Frage muss immer sein: Wer ist der Verfasser einer Webseite? Das bekommt man am einfachsten heraus, indem man auf der Seite auf „Impressum“, „Kontakt“ oder ähnliches anklickt. Ist der Verfasser nicht genannt oder sind die Kontaktdaten nur sehr unvollständig, sollte man skeptisch werden. Denn dann sind auch weitere Recherchen notwendig. Handelt es sich beispielsweise um eine .de-Domain, kann man über die DENIC, der Registrierungsstelle für Internetseiten in Deutschland, Informationen über den Betreiber bekommen.

Tipp für Eltern: Kinder unterschätzen oft, dass das Internet auch gezielt zu Manipulation und Meinungsbildung eingesetzt wird. Eltern können ihre Kinder davor schützen, indem Sie ihnen klarmachen, wer der Verfasser einer Webseite ist. Handelt es sich um eine Privatperson, ein Unternehmen oder vielleicht eine politische Partei? So lassen sich schnell kommerzielle oder ideologische Motive ausmachen. Vor allem bei heiklen und wichtigen Debatten lohnt sich der Blick auf den Betreiber des Angebotes.

Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Gestaltung. Ein hoher Anteil von Werbebannern und Pop-Up-Fenstern ist oftmals ein Indiz für eine wenig vertrauenswürdige Seite. Auch das Design kann wichtige Aufschlüsse liefern. Handelt es sich um ein professionell wirkendes Angebot oder wurde die Seite von einem Laien erstellt? Ist angegeben, wann die letzte Aktualisierung der Seite vorgenommen wurde?

Genauso verrät der Schreibstil eine Menge über die Seriosität eines Angebotes. Wiederholte Rechtschreibfehler und logische Brüche in den Texten sind klare Hinweise. Möglicherweise ist der dargebotene Text nur lapidar zusammenkopiert. Qualitativ hochwertige Texte enthalten zudem Belege, wie Quellenangaben und Links. Beachtet man die genannten Kriterien bei der Informationssuche, hat man gute Chancen, nicht auf unseriöse Angebote hereinzufallen.

Tipp für Eltern: Kinder müssen erst lernen, zwischen professionellen und laienhaften Angeboten zu unterscheiden. Beim gemeinsamen Surfen sollten Eltern deshalb unbedingt auf die hier genannten Qualitätsmerkmale achten.

Eine Sonderform von Informationen stellen Wikis dar. Wikis sind Online-Lexika, bei denen jeder Mensch Artikel erstellen und bearbeiten kann. Wikipedia ist nicht nur die Urform dieses Gedankens, sondern auch das am weitesten verbreitete Wiki. Durch die „Weisheit der Vielen“ sollen Fehler schnell ausgebügelt werden. Die deutsche Version enthält über eine Million Artikel, rund 6700 User arbeiten ständig und ehrenamtlich mit, um alle Ungereimtheiten auszumerzen.

Größtes Plus dieses Angebotes im Vergleich zu herkömmlichen Nachschlagewerken ist die Aktualität. So war beispielsweise schon Sekunden nach Bekanntwerden des Todes von Michael Jackson der Todestag auf Wikipedia angegeben. Aber auch Wikis bergen ein Risiko. Sie sind nur eingeschränkt zitierfähig, und wenn, dann nur mit Angabe von Tag, Uhrzeit und Version, da alle Artikel einem ständigen Wandel unterworfen sind. Die Artikel können zudem sehr unterschiedlich sein, insbesondere was das inhaltliche Sprachenniveau und die Komplexität betrifft. Herkömmliche Lexika sind hingegen einheitlich gestaltet und zitierfähig.

Tipp für Eltern: Den Kindern keinen Blankoscheck im Umgang mit Wikipedia erteilen. Immer wieder tauchen geschönte Biografien auf oder es kommt zu sogenannten Edit-Wars, in denen zumeist verschiedene Gruppierungen Artikel hinsichtlich ihrer Auffassungen ändern. Auch Unternehmen haben Wikis für sich entdeckt und versuchen ihr Image zu schönen. Eltern sollten den Kindern aufzeigen, wie wichtig es ist, auch auf die angegeben Quellen und deren Herkunft zu schauen.

Es gibt auch spezielle Wikis, die nur für Kinder konzipiert wurden. Das heißt allerdings auch, dass es sich hier um Kinder handelt, welche die Artikel erstellen. Ein Beispiel ist das Grundschul-Wiki. Hier sollte man besondere Vorsicht walten lassen, da die Community bei sogenannten Sparten-Wikis oftmals erheblich kleiner ist und somit Fehler länger überdauern.

Das Internet liefert uns zu fast allen Suchbegriffen tausende, manchmal sogar hunderttausende Ergebnisse. Das Filtern von relevanten Informationen kann dabei schon mal sehr tückisch sein, vor allem für ungeübte Nutzer. Der Umgang damit lässt sich aber lernen. Viele der hier bereits genannten Tipps und noch einige weitere können Kinder beispielsweise auf der Seite internet-abc.de finden. Für Lehrer und Eltern lohnt sich ein Blick auf lehrer-online.de. Darüber hinaus gibt es noch mehrere vergleichbare Webseiten mit Tipps zur Recherche im Internet. Mit dem hier erlernten Wissen finden Sie sicherlich die Passenden.

Steffen Wertmann

Bildquelle:
© mueritz – flickr.com