Anfang Mai ging mit juki.de eine neue Plattform für Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis zwölf Jahren online. Diese wurde unter dem Motto „Mit juki.de das Internet sicher entdecken“ konzipiert. Kai Hanke (Referent Medien, Leiter Abteilung Programm) arbeitet für das Deutsche Kinderhilfswerk und setzt sich bei seiner Tätigkeit u.a. mit Kinderpolitik, Kinderkultur und Medien auseinander. Als Medien-Referent ist Herr Hanke an der Entwicklung der neuen Plattform juki.de beteiligt und mitverantwortlich für die Gestaltung einer kinderfreundlichen Medienlandschaft. Im Gespräch mit ihm konnte medienbewusst.de einen genaueren Einblick in das Projekt erhalten.
Herr Hanke, wie ist die Redaktion von juki.de in pädagogischer Hinsicht aufgebaut?
Aktuell haben wir eine Hauptredaktion, die ihren Sitz im Deutschen Kinderhilfswerk in Berlin hat. Dabei handelt es sich um eine ausgebildete Medienpädagogin, die für die Freischaltung der Beiträge verantwortlich ist. Ansonsten stehen uns andere Medienpädagogen von unseren Partnern Google Deutschland, die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia und die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen zur Verfügung, die die Beiträge auf der Plattform betreuen. Auch die Inhalte auf juki.de, wie beispielsweise die Nutzungsbedingungen, wurden von Pädagogen mitentwickelt, um sie für Kinder verständlich zu machen.
Gibt es etwas, dass sich die Kinder noch auf der Plattform wünschen?
Aktuell sind wir noch dabei eine Chatfunktion zu integrieren. Diese ist zwar im Portal angelegt, aber noch nicht funktionsfähig. Das ist ein klassischer Punkt. Die jungen Nutzer wollen in Echtzeit mit anderen Kindern oder auch der Redaktion kommunizieren […]. Wir versuchen diese Funktion relativ zeitnah zu ergänzen. (Anmerkung der Redaktion: Seit 8. Juli ist die Chatfunktion auf juki.de freigeschaltet)
Wie soll die Sicherheit der Kinder im Chat gewährleistet werden?
Es handelt sich um einen moderierten Chat. Das bedeutet, die Beiträge, die die Kinder dort veröffentlichen, müssen sich an bestimmten Regeln orientieren. Die Einhaltung dieser Regeln wird von erwachsenen Moderatoren innerhalb der Redaktion kontrolliert, die dafür ausgebildet sind und in Echtzeit den Chatraum begleiten. Zusätzlich haben wir noch Kinder-Moderatoren, da wir versuchen wollen durch ein sogenanntes Community Management die Kinder miteinzubeziehen, um dafür zu sorgen, dass sie untereinander bestimmte Konflikte aushandeln […]. Die Moderation des Chats ist eine entscheidende Voraussetzung, um gewährleisten zu können, dass Kinder nicht belästigt werden oder Daten preisgeben. […] Nicht erlaubte Inhalte werden umgehend gelöscht. Wir versuchen die Konflikte gemeinsam anzugehen und wenn man merkt, dass jemand eklatant gegen die Regeln verstoßen hat, wird diese Person durch die Moderatoren aus dem Chat verwiesen.
Wie wird mit Nutzern umgegangen, die gegen die Nutzungsbedingungen auf juki.de verstoßen?
Wenn die Redaktion der Meinung ist, dass ein hochgeladenes Videos gegen die Urheberrechte verstößt, wird der Nutzer darauf hingewiesen. Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn jemand seinen Lieblingssong von Justin Biber in das Video reingeschnitten hat. Die Person würde dann darüber informiert werden, dass das Video gegen die Nutzungsbedingungen verstößt und deswegen nicht freigeschaltet werden kann. Wir versuchen dann im pädagogischen Nachgreifen Kontakt zu dem Nutzer aufzunehmen und ihn über das Problem aufzuklären, welche Anforderungen und Risiken damit verbunden sind, solche Inhalte im Netz hochzuladen. […] Wir wollen damit erreichen, dass das Kind versteht, wo das Problem lag und es befähigt wird, es das nächste Mal besser zu machen.
Bei juki.de wird jeder Beitrag erst nach einer sogenannten Freigabe veröffentlicht. Werden Nutzer, die über einen gewissen Zeitraum vertrauenswürdige Beiträge posten nur noch stichprobenartig kontrolliert, sodass doch der ein oder andere nicht erwünschte Beitrag veröffentlicht werden könnte?
Wir haben vor, eine Art Mentoren-Funktion auf der Plattform zu etablieren. Ähnlich wie beim Kinder-Chat sollen Kinder-Mentoren auf juki.de unterwegs sein […]. Diese würden dann nur noch stichprobenartig geprüft werden. Es gibt die Möglichkeit, dass Personen, die gegen Regeln verstoßen, gemeldet werden. Das heißt, es wäre ein extrem hoher Aufwand sich über Monate auf der Plattform zu betätigen und zu versuchen Vertrauen zu erwecken, um dann einen Post abzugeben, der beispielsweise nicht kinder- und jugendgerecht ist. Dieser Beitrag würde wahrscheinlich sofort gemeldet werden […]. Pädagogische Projekte in diesem Bereich haben bisher gute Erfahrungen mit so einer User-Verantwortung gemacht.
Nach welchen Kriterien würden diese Kinder-Mentoren ausgewählt werden?
Bisher haben wir da nur vage Vorstellungen, da dieses Mentoren-Programm noch nicht in die Tat umgesetzt wurde. Die Auswahl wird danach getroffen, wie viel Erfahrung der Nutzer bisher auf der Plattform gesammelt hat, wie viele Kommentare und Videos von dieser Person gepostet wurden, […] und wie gut sich der jeweilige Nutzer auskennt, um auch selber Fragen zu beantworten. Die Nutzer sammeln auf der Plattform Punkte und erhalten Auszeichnungen. Mit Hilfe eines Stufenmodells kann man relativ klar sagen, wer wie viel auf der Plattform geleistet hat. Diese Nutzer kommen in Betracht, zu einem Mentor erhoben zu werden. Im Chat ist es so, dass die Kinder-Moderatoren ein Prüfverfahren durchlaufen, in dem Fragen beantwortet werden müssen. Darauf folgt eine Probephase über mehrere Wochen, in der sie ihre Fähigkeiten weiterentwickeln und ihre Tauglichkeit für diese verantwortungsvolle Rolle unter Beweis stellen.
Was liegt Ihnen an diesem Projekt besonders am Herzen?
Vor allem die relativ einzigartige Medienkompetenzförderung. Gleichzeitig aber auch […], dass die Kinder im Internet eine Plattform bekommen, auf der sie ihre Vorstellungen und Gedanken ausdrücken können, kreativ werden und anfangen, sich miteinander auszutauschen und zu vernetzen.
medienbewusst.de bedankt sich bei Kai Hanke für das Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg.
Juliane Beitz
Bildquelle:
© juki.de