Sind StudiVZ und Co. vom Aussterben bedroht? Die VZ-Netzwerke verlieren immer mehr Nutzer. Die negative Entwicklung der Nutzerzahlen konnte bisher auch nicht durch eine vollständige Neugestaltung der Webseiten gestoppt werden. Gibt es noch Hoffnung für den einstigen Giganten der deutschen Social Networks?
Wie lange wird es die VZ-Netzwerke noch geben? Diese Frage ist nicht unbegründet. Wenn sich die Nutzerzahlen so weiterentwickeln wie bisher, könnte das soziale Netzwerk StudiVZ bereits im Frühjahr dieses Jahres fast keine Mitglieder mehr haben. Auch die anderen Plattformen der VZ-Netzwerke – SchülerVZ und MeinVZ – verlieren immer mehr aktive Nutzer.
Laut Spiegel Online betrug die Zahl der aktiven Nutzer im September 2011 nur noch ungefähr zwei Drittel der 16 Millionen angemeldeten Nutzert. Dass auch die Besuchszahlen der Webseiten kontinuierlich abnehmen, belegen die Untersuchungen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW). Allein im letzten Jahr ist die monatliche Anzahl der Aufrufe der VZ-Netzwerke von ca. 360 Millionen (November 2010) auf ca. 84 Millionen im November 2011 gesunken.
Selbst die Neugestaltung der Webseiten im Herbst 2011 konnte an der stetig rückgängigen Entwicklung der VZ-Netzwerke nicht viel ändern. Eine gesteigerte Nutzer-Fokussierung und ein an Facebook angelehntes Design sollten den VZ-Netzwerken neuen Schwung geben, so der damalige Geschäftsführer Clemens Riedl im September.
Trotz des ähnlichen Designs wollen die VZ-Netzwerke allerdings kein Facebook-Klon sein. “Alle unsere Nutzer sind bei Facebook”, so Riedl im Gespräch mit netzwertig.com. Daher wollen die VZ-Netzwerke Facebook auch keine Konkurrenz machen. Eher sollten die eigenen sozialen Netzwerke Lücken füllen, die Facebook offenlasse. StudiVZ und Co. sollten also vielmehr ein Nischenprodukt werden, als wieder an die Stelle des deutschen Marktführers zu streben, die sie vor dem Aufstieg Facebooks innehatten.
Tatsächlich konnte der Relaunch der Webseiten den Rückgang der Zugriffszahlen kurzfristig etwas dämpfen. Doch ab November nahm die Zahl der Seitenbesuche wieder stärker ab. Daran konnten auch die vielen neuen Apps der Netzwerke und die eindeutigere Differenzierung zwischen StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ nichts ändern. Riedl nahm nur zwei Wochen nach der Neugestaltung seinen Hut und verließ das Unternehmen. Auch heute, drei Monate nach der Neugestaltung der Webseiten, ist eine Erholung der Nutzerzahlen nicht in Sicht. Im Gegenteil: Sie gehen weiter zurück. Doch nicht nur der Marktführer Facebook sondern auch andere soziale Netzwerke wie Xing oder wer-kennt-wen profitieren dagegen von den Nutzern, die StudiVZ und Co. den Rücken kehren.
Ob diese Entwicklung noch aufzuhalten ist, kann man bisher noch nicht absehen. Vielleicht könnten sich die VZ-Netzwerke als Nischenprodukt etablieren. Dazu müssten sie ihren Fokus jedoch vermutlich noch stärker auf die Nutzer richten und diese vielleicht entscheiden lassen, wie sich die VZ-Netzwerke entwickeln sollen. Die Entscheidung der Nutzer könnte aber auch negativ ausfallen und somit die VZ-Netzwerke, denen viele deutsche Nutzer ihre ersten Erfahrungen mit sozialen Netzwerken verdanken, endgültig aus dem Markt verschwinden lassen.
Eric Kehler
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