Mods erfreuen sich unter Computerspielern großer Beliebtheit, ermöglichen sie doch dem Spieler seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Sowohl ein Buch als auch ein Film enden nach einer bestimmten Zeit – Mods ermöglichen es dagegen, Spiele nahezu unendlich zu erweitern. Sind Mods also eine fantastische Spielwiese ohne Gefahren und womit muss man rechnen, wenn man sich zum Ziel setzt, selbst eine Mod zu erstellen? medienbewusst.de hat zur Beantwortung dieser Fragen zwei Modder befragt, die seit Jahren in der Szene tätig sind.
Doch bevor es in die Tiefe geht, zunächst ein wenig Theorie: Das Wort „Mod“ leitet sich daher von dem englischen Wort „modification“, zu Deutsch „Modifikation“, ab. Der Begriff bezeichnet in der Computerspielszene nicht etwa eine Subkultur, die in den 60’ern in Großbritannien entstanden ist sondern ein Programm, das von privaten Nutzern erstellt wurde und auf ein Computerspiel aufbaut, es entweder verändert oder erweitert.
Ryan O. Hershey: „Du brauchst das Spiel, die Idee und die Fähigkeiten, diese umzusetzen.“
Am Anfang steht die Idee. Eine Idee, die einem meistens direkt beim Spielen eines bestimmten Computerspiels kommt: „Was wäre, wenn…?“ Was wäre, wenn dieses Spiel nicht in der Neuzeit sondern im Mittelalter spielen würde oder wenn die Handlung nach dem Abspann noch weitergehen würde? Diese Ideen inspirieren technikversierte Spieler immer wieder aufs Neue sich vor den PC zu setzen, um mit diversen Tools ihre Ideen zu verwirklichen.
Doch der Weg von der ersten Idee zur fertigen Mod ist oft lang und beschwerlich, denn schon allein die Darstellung bestimmter Objekte ist sehr aufwendig. Der geübte Modder Ryan O. Hershey (25), der in den USA Drehbuch und Filmproduktion studiert hat, beschreibt es wie folgt: „Versuchen Sie einfach mal, Ihren Schreibtisch in einem 3D-Programm nachzubauen. Danach gehen Sie nie wieder zu jemanden hin und sagen: Das ist doch nur ein Tisch.“
Das soll aber nicht heißen, dass man, wenn man interessiert ist, gleich den Kopf in den Sand stecken müsste. Wichtig zu Beginn ist, sich erst einmal mit den nötigen Tools vertraut zu machen, sich am besten noch nicht sofort an die Realisierung einer konkreten Idee zu wagen sondern erst einmal „herumzuspielen“, denn laut Modder Benjamin Arlet (20) ist „nichts demotivierender, als eine große Mod anzufangen und nach zwei Wochen zu merken, dass man keine Lust mehr hat[…].“ Benjamin Arlet studiert Spiele- und Interaktionsdesign an der HTW Berlin und ist fasziniert davon, eigene Spielinhalte zu erstellen.
Benjamin Arlet: „Am besten ist es, mit einem weniger komplizierten Editor anzufangen.”
Strategiespiele liefern meistens einen Karteneditor mit, den man gut bedienen kann. Außerdem ist es sehr wichtig, immer in kleinen Schritten vorwärts zu gehen. Am Anfang baut man eine kleine Karte oder ein Haus, danach baut man etwas mit Scripten, danach etwas mit einer Handlung und so weiter,“ rät Benjamin Arlet.
Ryan O. Hershey: „Wenn du was ins Netz stellst, hast du eine gewisse Verantwortung.“
Ein gewisses Grundverständnis für die Thematik „Modding“ ist besonders wichtig: „Als Modder arbeitet man immer mit etwas, das einem selbst gar nicht gehört“, so Benjamin Arlet. Die Industrie begrüßt zwar in den meisten Fällen das Engagement der Modder, allerdings nur, wenn sich dies auch in einem gewissen Rahmen abspielt. So ist es unter anderm Moddern untersagt für ihre erstellten Inhalte Geld zu verlangen. Auch sollte man als Modder darauf achten nicht bestimmte Marken zu thematisieren, ohne eine entsprechende Einwilligung des Markeninhabers eingeholt zu haben.
Ein Verstoß gegen diese Regeln hat im besten Fall eine Entfernung der Mod von den Webseiten, die diese anbieten und im schlimmsten Fall eine Klage mit anschließender Geldstrafe wegen Markenmissbrauchs zur Folge. Allerdings stellt eine Klage eher einen „Ausnahmefall“ dar, laut Ryan O. Hershey.
Und was müssen die Nutzer beachten?
Für die Nutzer ist vor allem wichtig, Mods nur von vertrauenswürdigen Webseiten [Anm. d. Red.: wie beispielsweise moddb.com] herunterzuladen, so Benjamin Arlet. Denn nur auf diesen Seiten ist auch gewährleistet, dass „‚Fake-Mods’, die also bewusst das Spiel kaputt machen sollen, samt Ersteller schneller aus dem Netz sind, als man ‚Pfüff’ sagen kann“, so Ryan O. Hershey. „Die größte Gefahr für die Nutzer ist aber lediglich, dass sie sich eine schlechte Mod herunterladen und ihre Zeit damit verschwenden,“ fügt Benjamin Arlet hinzu.
Zeitverschwendung durch das Herunterladen schlechter Mods ist die eine Sache, aber sicher alles andere als gefährlich. Es stellt sich die Frage, ob der menschlichen “Modder-Fantasie” auch Grenzen gesetzt sind. Wie steht es beispielsweise um gewalthaltige Mods? Es gibt Foren, die auf gewalthaltige Modifikationen hinweisen, in denen Aktionen wie Köpfen, Zerteilen oder Explosionen Programm sind. Insofern darf das Gefahrenpotenzial von Mods nicht unterschätzt werden.
Von den erwähnten Negativbeispielen abgesehen, können Mods eine gute Möglichkeit darstellen, die Lebensdauer eines Spiels zu verlängern, es eventuell zu bereichern und sich kreativ zu betätigen.
Michael Haring
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