Die ersten Projekte, bei denen Schüler und Schülerinnen im Unterricht gezielt Notebooks für Lernarbeiten einsetzen, kamen noch vor dem Jahrtausendwechsel auf. Primärziel der anfänglichen Pilotprojekte war natürlich eine Verbesserung der Lern- und Lehrqualität in unseren Bildungseinrichtungen. Nun drängt sich sehr schnell eine Frage auf. Kann der Einsatz von Laptop im alltäglichen Unterrichtsgeschehen wirklich für eine verbesserte Lernumgebung sorgen, oder stellt der Laptop eher ein großes Ablenkungspotenzial da?
Der Gebrauch von Notebooks im Klassenzimmer ist inzwischen bundesweit geläufig. Ein Trend lässt sich vor allem in der Organisation solcher Notebook-Projekte ausmachen. Denn um einen effizienten Gebrauch zu gewährleisten, haben sich Schulen, Institutionen und Kultusministerien in Arbeitskreisen zusammengeschlossen. Hervorzuheben sind zum einen der „Bundesarbeitskreis Lernen mit Notebooks“, der Arbeitskreis „Lernen und Lehren in Notebook-Klassen“ und die Projekte „Schulen ans Netz“, „d21“ sowie das Projekt „i-lern“ des Bildungspaktes Bayern. Diese Arbeitskreise und Projekte „erproben den Einsatz der Laptops im Unterricht“ und sollen darüber hinaus „Synergien nutzen und den Austausch von Notebook-Schulen untereinander fördern“, so ein Sprecher des „BAK Lernen mit Notebooks“. Weiterhin bieten Sie Hilfestellung zur Einrichtung einer Notebook-Klasse, Kooperationen mit Unternehmenspartnern sowie Fortbildungs- und Beratungsangebote. Nicht selten umspannen solche Arbeitskreise dutzende von Schulen und somit viele Klassen bundesweit. Als bedeutendsten Grund für eine Teilnahme an einer Notebook-Klasse geben Eltern und Schüler an, einer modernen Ausbildung nachzukommen und erwarten so, auf dem aktuellen Arbeitsmarkt besser Fuß fassen zu können. Die Teilnahme ist dabei absolut freiwillig und wird keinem Schüler aufgezwungen. Die Finanzierung der Notebooks findet meistens privat statt, was in manchen Fällen als Grund für eine Nichtteilnahme ausschlaggebend ist.
Der Einsatz von Notebooks im Unterricht erstreckt sich inzwischen über fast alle im Lehrplan enthaltenen Fächergruppen. Die Schüler bekommen die Möglichkeit mithilfe moderner Lernplattformen den Unterricht aktiv mitzugestalten. „Die Grundlagen des Unterrichtes bleiben jedoch nach wie vor bestehen“, berichtete Frau Bayer, Klassenleiterinn einer Notebook-Klasse am Lindenberggymnasium in Ilmenau, gegenüber medienbewusst.de. Weiterhin soll den Kindern eine erhöhte Medienkompetenz und Technikaffinität vermittelt werden, um die Chancen auf dem späteren Arbeitsmarkt zu erhöhen. Kritiker der Notebook-Klassen weisen meist auf die Gefahr des Internets, den möglichen Datenverlust, die Haftungsproblematik, Ablenkungspotenzial sowie Technik- und Finanzierungsprobleme hin. Um den Erfolg des Notebooks im Unterricht zu rechtfertigen und Probleme aufzuzeigen, wurden inzwischen verschiedene Studien angestellt, die herausfinden sollten, welche Vor- und Nachteile mit dem Einsatz einhergehen.
Die Studien „Notebooks in der Hauptschule“ und „1000mal1000 Notebooks im Schulranzen“ zeigen klare Effekte auf dem Gebiet der überfachlichen Kompetenz der Schüler. Die Effekte treten vor allem in der gestiegenen Eigeninitiative und Selbstständigkeit, Problemstellungen zu lösen, auf. „Die Schüler sind oftmals Motivierter und lassen sich mitreißen“, argumentiert Frau Bayer. Dabei gestaltet sich der Unterricht „interaktiver, kooperativer und schülerzentrierter“, so Frau Bayer weiter. Günstige Auswirkungen hat der Notebook-Einsatz auch auf die soziale Kompetenz. Notebook-Schüler arbeiten gut in Gruppen zusammen und helfen sich öfter gegenseitig. Dem Lehrer bietet das Notebook verschiedene Vorteile im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichtes. Durch Einbindung neuer Materialien und Medien kann der Unterricht vor allem abwechslungsreicher strukturiert werden. Die Schüler empfinden den Unterricht deshalb als weniger langweilig, zeigen sich interessierter und motivierter.
Die Studien zeigen aber auch, dass die Gefahr der Ablenkung durchaus gegeben ist, vor allem, wenn der Lehrer mit technischen Problemen oder Organisation beschäftigt ist. „Mittlerweile haben wir uns aber gut eingearbeitet und treten bei technischen Störungen souveräner auf“, erzählt uns Frau Bayer. Höhere Leistungen sind nur in Teilbereichen oder bei einzelnen Schülern vorhanden, was sich mit Ergebnissen anderer Notebook-Studien deckt. Ein weiterer Nachteil ist der teilwiese hohe Aufwand zur Vor- und Nachbearbeitung des Unterrichts seitens der Lehrer. Eine Folgestudie zeigt auf, dass der Anteil an Schülern, die in eine Ausbildung starten oder auf eine weiterführende Schule wechseln, in Notebook- und Nicht-Notebook-Klasse annähernd gleich ist. Deutlich mehr Notebook-Schüler (32%) verfolgen dagegen eine Weiterbildung als Nicht-Notebook-Schüler (7%). Die Studien haben gezeigt, dass die 7. Klasse die günstigsten Bedingungen für eine Einführung aufweist, da in höheren Klassen die Nähe zur Abschlussprüfung, Abwesenheit des Notebook-Klassenleiters und technische Probleme sich negativ auf die Akzeptanz seitens der Schüler auswirkt. Erfolge und Probleme sind dabei in fast allen Schulformen ähnlich, egal ob Gymnasium, Real- oder Hauptschule. Der Laptop hat durchaus das Potenzial den Schulalltag zu bereichern, dennoch ist vor allem ein bewusster Umgang für ein erfolgreiches Arbeiten notwendig.
Jörg Blache
Bildquelle: © deanm1974 – Fotolia.com