Nur noch fünf Minuten…wenn Spielvergnügen zur Sucht wird


Süchte sind ein großes Thema in unserer Gesellschaft: Sie breiten sich mehr und mehr aus und greifen in verschiedene Bereiche unseres täglichen Lebens ein. Denn es gibt nicht mehr nur die “alltäglichen” und allbekannten Süchte wie Alkohol, Drogen und Zigaretten. Nein, es existieren auch Süchte, die sich rund um unsere Medien drehen. Dazu gehört auch die Computerspielsucht, die vor allem unter Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbreitet ist.

“Nur noch fünf Minuten”, so tönt es aus den Kinderzimmern vieler Jugendlicher. Doch viel zu oft bekommen Eltern diesen Satz zu hören, denn das „Zocken“ gilt heute schon als Lieblingsbeschäftigung zahlreicher Kinder und Jugendlicher. Dabei kommt es vor, dass sie alles um sich herum, sogar das Trinken und Essen, vergessen. Wichtig ist nur, dass endlich der  nächste Level geschafft wird oder der Avatar eine weitere Stufe auf der Erfahrungsleiter hinaufklettert. Diese exzessive Flucht in die Welt der Fantasie betrifft nicht mehr nur die “Killerspiele”, heutzutage machen auch andere Spiele süchtig. Zum Beispiel die sogenannten Online-Rollenspiele wie World of Warcraft. Diese Spiele sind so beliebt unter Spielern, dass sich manche in der fantasievollen Welt von Zauberern, Trollen und Elfen verlieren. Selbst ihr Zeitgefühl geht nach und nach verloren und in wirklich schweren Fällen werden sogar die sozialen Kontakte vernachlässigt. Doch nicht nur der Computerspieler ist betroffen. Auch Konsolenspieler geraten immer mehr in den Fokus der Sucht: Die Zahl der Betroffenen steigt, “es sollen [bereits] 6 bis 9% der Konsolen- und Computerspieler […] süchtig sein”, berichtet unlängst die Mainzer Uniklinik. Doch die Dunkelziffer ist wie so oft um einiges höher.

Die problematische Entwicklung der Nutzung von Computerspielen hat oft auch extreme krankhafte  Auswirkungen. Daher steigt auch der Bedarf an Einrichtungen, die den Süchtigen helfen. Eine Möglichkeit bietet das Modellprojekt der Mainzer Uniklinik, die eine Ambulanz für Computerspiel- und Internetsucht eröffnet hat, um Betroffenen in speziellen Gruppentherapien zu helfen. Dennoch kam die Erkenntnis, dass Computerspiele Suchterscheinungen auslösen können, die sogar der Drogensucht ähneln, nur schleppend ans Tageslicht. Erst vor einigen Jahren wurde herausgefunden, dass auch durch das Spielen an Computer und Konsole der Botenstoff Dopamin vom Gehirn ausgeschüttet werden kann. Dieser versetzt den Spieler in eine Art Rauschzustand, mit welchem die Wahrnehmung anderer Faktoren, außerhalb des Spiels, nahezu unmöglich ist.

Doch sollen wir nun alle Konsolen und Computer verbieten lassen, um unsere Kinder zu schützen? Nein, denn es gibt Unterschiede: Ein Jugendlicher, der viel spielt ist nicht automatisch ein Computerspielsüchtiger. Wichtig ist hierbei, dass Sie darauf achten, ob sich ihr Kind extrem verändert, zum Beispiel kaum Essen oder Trinken zu sich nimmt, seine Freunde und Familie vernachlässigt und/oder ununterbrochen lange am Computer oder der Konsole sitzt. Wenn dies der Fall ist, sollten Sie als erstes mit ihrem Kind über die Problematik sprechen. Vielleicht erkennt es seine Passion und schraubt mit Ihrer Hilfe seinen Computergebrauch herunter. Im anderen Fall gibt es für Computerspielsüchtige und Angehörige Hotlines, bei denen ausgebildete Psychologen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Empfehlenswert ist beispielsweise die Seite der Uniklinik Mainz.

Annegret Jähn

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Quellen:
http://www.golem.de/0803/58140.html
http://www.klinik.uni-mainz.de/index.php?id=5377.