Was Erwachsene in die Kindheit zurückversetzt, stellt für Kinder im Alter von 2 bis 7 Jahren eine medienpädagogisch empfehlenswerte Alternative zu den oft überzeichneten Kindersendungen im Fernsehen dar: der Bilderbuchkanal pikcha.tv. Denn die altmodischen Märchen und die Kinderhelden der heutigen Zeit eignen sich nicht nur für das Fernsehen, sondern lassen auch als animierte Bildergeschichte die Herzen der Kinder und ihrer Eltern höher schlagen. pikcha.tv wurde bereits im Jahr 2009 mit dem Innovationspreis der Frankfurter Buchmesse ausgezeichnet. Oliver Coors ist Geschäftsführer der Childertainment GmbH und erzählte medienbewusst.de von den Ideen und den Herausforderungen des pikcha.tv-Teams.
Herr Coors, was genau steckt hinter pikcha.tv?
In erster Linie möchte pikcha.tv den Kindern schöne und qualitativ hochwertige Geschichten erzählen und dies gelingt besonders gut mit Bilderbuchfilmen. Bilderbücher an sich weisen bereits eine hohe Grundqualität auf, denn die Geschichten sind sehr gut durchdacht und liebevoll gestaltet. Wir übernehmen die mediale Umgestaltung und unterstützen die Handlungen mit animierten Illustrationen und kindgerecht komponierter Musik.
Wie ist die Idee für animierte Bilderbuchgeschichten entstanden und wie hat sich pikcha.tv in der vergangenen Zeit weiterentwickelt?
Das Fernsehprogramm, das Kindern im Vorschulalter angeboten wird, ist in vielen Fällen viel zu reizintensiv und zu aufregend. Dies war für uns die Motivation, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und Geschichten zu erzählen, die dem Alter besser entsprechen. Angefangen haben wir mit Märchen, die auf DVD veröffentlicht wurden. Seit nunmehr 3 Jahren sind die Märchen und weitere Kindergeschichten auch online abrufbar. Mittlerweile sind es über 200 Filme, viele auch in englischer Sprache.
Nach welchen Kriterien suchen Sie geeignete Kindergeschichten aus?
Bei der Auswahl der Geschichten berücksichtigen wir verschiedene Faktoren: Zum einen spielt der persönliche Geschmack und der Geschmack der Kinder und deren Eltern eine Rolle. Darüber hinaus versuchen wir auch eine bunte Mischung aus den klassischen Kindergeschichten wie Max und Moritz und den modernen Kinderbuchfiguren wie Prinzessin Lillifee zusammenzustellen.
Ihre Geschichten richten sich an die 2-7-jährigen Kinder. Wie machen Sie auf ihre Bilderbuchfilme aufmerksam und wie erreichen Sie die Kinder?
Unsere ersten Ansprechpartner sind natürlich die Eltern, denn sie legen fest, welche Medien ihre Kinder rezipieren. Da gibt es zum einen die medienbewussten Eltern, die konkret nach Angeboten für ihre Kinder suchen und so auf uns aufmerksam werden. Die Eltern, die weniger medienaffin sind, erreichen wir über unsere Mitmach-Aktionen. Wir reisen mit unserer Malwerkstatt oder unserem mobilen Tonstudio quer durch Deutschland und wecken auf diesem Wege das Interesse der Eltern, Großeltern und natürlich auch der Kinder.
Aktuell sind Sie auf Jetzt lesen WIR!-Tour. Erzählen Sie uns doch kurz, was sich hinter dieser Tour verbirgt.
Wir reisen im Rahmen unserer „Mitmach“-Touren für mehrere Monate durch Deutschland, um die Kinder an der Herstellung unser Bilderbuchfilme zu beteiligen. Bei unserer jetzigen Tour sind wir mit unserem mobilen Tonstudio, der sogenannten “Märchenbox” unterwegs, um Kinder und Eltern aus den verschiedensten Märchen vorlesen zu lassen. Wir gestalten dazu die Bilder, sodass daraus ein Film entsteht.
Welchen Mehrwert schaffen sie durch die Tatsache, dass sie die Kinder an der Herstellung der Filme beteiligen?
Unser Ziel ist es, dass Kinder ein Gefühl für den Herstellungsprozess von Medien bekommen, dass also aus vielen einzelnen Bildern ein ganzer Film werden kann. Die Tatsache, dass die Kinder ihre eigene Stimme oder ihr selbst gemaltes Bild in dem Film wiedererkennen, steigert natürlich die Begeisterung für so ein Projekt.
Was plant pikcha.tv für die Zukunft? Sind weitere “Mitmach”-Aktionen geplant?
Anfangs ging es uns nur darum, Bilderbuchfilme verfügbar zu machen. Mittlerweile ist es für uns sehr wichtig, dass wir weitere Möglichkeiten schaffen, die Kinder verstärkt mit einzubeziehen. Im September werden wir deswegen einen Schritt weitergehen und unsere Webpräsenz interaktiver gestalten. Eine weitere Idee ist es, ein ganzheitliches Projekt in Form eines “Kinder-Theaters” zu starten. Diese Aktion steckt aber noch in den Kinderschuhen und wir werden noch einige Zeit an der Umsetzung arbeiten müssen.
Eine abschließende Frage: was ist Ihre ganz persönliche Lieblings-Kindergeschichte?
Die Janosch-Kindergeschichten wie beispielsweise “Oh wie schön ist Panama” oder “Ich sag, du bist ein Bär”. Diese Geschichten berühren Jung und Alt gleichermaßen und sind wunderschön illustriert.
medienbewusst.de bedankt sich bei Oliver Coors für das Interview und wünscht viel Erfolg für die Zukunft.
Katharina Große-Schwiep
Bildquellen:
Porträtfoto zur Verf. gestellt v. Oliver Coors
© pikcha.tv