Sid Meier – Runde für Runde die Welt der Spiele erobert


Die Videospielbranche hat wenige Stars. Zwar kann sich ihr Umsatz auch im Vergleich zu anderen Medien wie Kinofilmen und Musik inzwischen sehen lassen, doch die Menschen hinter dem Produkt sind weitestgehend unbekannt. Eine der wenigen Persönlichkeiten, die alleine mit ihrem Namen für Qualität bürgen, ist Sid Meier.

Angefangen hat alles Mitte der 80er Jahre. Meier und sein Freund, der ehemalige Pilot Bill Stealy, gründen MicroProse und entwickeln bis zum Ende des Jahrzehnts Spiele, die nicht nur Spaß machen sondern auch realistisch sein sollten, zur damaligen Zeit ein Novum. Mit diesen Militärsimulationen wie Silent Service oder Gunship, in denen man Flugzeuge, U-Boote oder Helikopter steuert, fährt Sid Meier die ersten Erfolge ein. Doch es bleibt nicht bei einer Art von Spielen. „Ich entwickle keine Spiele für ein bestimmtes Genre. Es geht mehr darum ein Thema zu finden und herauszufinden in welchem Genre dieses am meisten Spaß macht.“ Er macht seine ersten Gehversuche mit Strategiespielen wie NATO Division Commander und bringt zudem 1991 Pirates! raus, ein „Abenteuerspiel für Leute die keine Abenteuerspiele mögen“ wie er mit einem Augenzwinkern sagt. Bis heute ist es für viele Möchtegernpiraten das beste Seefahrerspiel und mittlerweile wurden auch Ableger für Handys wie das iPhone umgesetzt.

Hätte man in Zeiten von Super Mario & Co jemandem erzählt, dass man ein Spiel über den Aufbau und die Verwaltung von Bahn- und Zugstrecken machen will, wäre man vermutlich skeptisch angeschaut worden. Doch Meier schaffte mit Railroad Tycoon ein hochinteressantes Spiel, dass die Anfänge der hart umkämpften Entwicklung des Schienentransportswesens in den USA und Europa abbildete. Das Spielprinzip wurde mit Nachfolgern und ähnlichen Spielen verbessert und um weitere Verkehrsmittel ausgebaut, so dass Spieler später ganze Nah- und Fernverkehrssysteme koordinieren konnte.

Kaum jemand hat das Aufbaustrategiegenre so sehr geprägt wie Sid Meier. Millionen von Spielern führen seit 1991 und dem Erscheinen von Civilization  Völker Runde für Runde von der Steinzeit bis in die ferne Zukunft. Dabei wollen vielfältige Aufgaben wie Forschung, Religion, die Beziehungen zu anderen Nationen sowie das Wohlbefinden der Bevölkerung gemeistert werden. Bereits drei vollwertige Nachfolger und zahlreiche Ableger und Erweiterungen sind erschienen. Im Herbst diesen Jahres soll zudem der fünfte Teil erscheinen und eine Onlinevariante für die Social Network-Plattform Facebook ist geplant.

Die Zeiten, in denen Videospiele ein Nischenmedium waren sind schon lange vorbei und Sid Meier hat ihr Entwicklung verfolgen und bis heute prägen können. Dem inzwischen 56-jährigen ist es aber wichtig, dass Spieleentwickler sich weiter auf ihre Stärke konzentrieren. Er sei etwas beunruhigt ob der Art und Weise, wie Entwickler Spiele heutzutage oft hauptsächlich durch aggressive Werbung verkaufen wollen. „Wenn wir kein Spielgefühl haben, können wir nicht mit anderen Unterhaltungsformen mithalten. Wenn das Spiel selbst nicht gut ist können wir weder optisch mit der Filmindustrie noch akustisch mit der Musikindustrie mithalten“. Einem Film helfe es, wenn der Zuschauer sich über den Regisseur oder die Filmstars im Klaren ist. Bei einem Spiel soll der Spieler alle Mitwirkenden vergessen, durch seine eigenen Handlungen gefesselt werden. Man könnte sagen, die Stars der Videospielszene befinden sich nicht im, sondern vor dem Bildschirm.

Daniel Toth

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