Gerade für die Elterngeneration, die nicht wie selbstverständlich mit elektronischen Medien aufgewachsen ist, kann es befremdend wirken, ihr Kind beim Computerspielen zu beobachten. Wer selber noch nie am Rechner oder an der Konsole gespielt hat, fragt sich möglicherweise was viele Jugendliche so faszinierend an Videospielen finden. Hier bietet die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) Abhilfe. Seit etwa zwei Jahren werden „Eltern-LANs“ angeboten, die Erwachsenen einen ersten Einblick in Computerspielekultur bieten sollen
„Die Vorstellung, dass wir eine Eltern–LAN–Party machen ist ein bisschen irreführend. Das ist keine Party im eigentlichen Sinne. Es ist eine medienpädagogische Veranstaltung und wir haben auch immer nur 20 Teilnehmerplätze“, so Arne Busse von der bpb. Es handelt sich in erster Linie also nicht wirklich um eine groß angelegte Netzwerkparty mit hunderten von Teilnehmern, den Veranstaltern geht es vielmehr darum den anwesenden Personen Videospiele näher zu bringen.
Während des fünfstündigen Programms stehen den anwesenden Eltern und Pädagogen zwei Stunden reine Spielzeit zur Verfügung. Hier können sie den Fun-Racer „Trackmania Nations“, sowie den berühmt – berüchtigten Taktikshooter „Counterstrike“ anspielen. Als prominentes Beispiel für ein klassisches Onlinerollenspiel wird in einem Videobeitrag „World of Warcraft“ aus der Spielerperspektive vorgestellt. Medienpädagogische Vorträge führen durch das Programm. Um den Teilnehmern die aktive electronic-Sports-Szene zu präsentieren, wird jede Eltern-LAN mit einem Besuch des aktuellen Spieltages der eSports- League abgerundet.
„Die Teilnehmer sind in der Masse zwischen 41 und 52 Jahre alt“, sagt Busse. Viele sehen den Besuch einer „Eltern-LAN“ als Chance, um Antworten auf Fragen zu erhalten, die nur im Selbstversuch beantwortet werden können. „Ich möchte einfach mal die Spiele kennenlernen, über die immer geredet wird. Ich möchte die Faszination, die diese Spiele für meine Kinder bzw. Schüler haben, besser verstehen“, so fasst Busse die LAN-Motivation vieler Erwachsener zusammen.
In den vergangenen zwei Jahren wurden bereits 25 solcher „Eltern-LANs“ durchgeführt, womit schätzungsweise 350 Menschen im gesamten Bundesgebiet erreicht wurden. Arne Busse formuliert seine Zielstellung für das Projekt daher folgendermaßen: „Wir stehen momentan vor der Aufgabe die Eltern erreichen zu wollen, die sich nicht so bereitwillig mit der, ihnen unbekannten, Thematik Computerspiele auseinandersetzen wollen.“
Vor allem soll die Anzahl der jährlich angebotenen „Eltern-LANs“ gesteigert werden. Das Konzept soll bestenfalls von anderen Institutionen genutzt werden, um eigenständig Veranstaltungen durchzuführen. Busse berichtet von bereits erfolgreich durchgeführten Veranstaltungen in Schulen, die von Pädagogen initiiert wurden, die zuvor selber an einer „Eltern-LAN“ teilgenommen hatten. Sollte diese Entwicklung weiter anhalten, „dann sind wir da zuversichtlich, dass wir die ‘Tausendermarke’ bei den Teilnehmern noch knacken“, schließt Busse.
Ole Berdau
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