Wie verständlich sind Nachrichtensendungen für Kinder?
Politik ist wichtig. Politische Meinungsbildung ist sogar Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie. Fernseh-Nachrichtensendungen sind dabei immer noch die beliebteste Art der Deutschen, sich über politische Neuigkeiten zu informieren. Auch für die Jüngeren gibt es verschiedene Sendeformate, die versuchen, die teilweise sehr komplizierten politischen Themen kindgerecht zu erklären. Doch wie gut sind diese Sendungen wirklich verständlich für die jungen Zuschauer und Zuschauerinnen?
Forscher untersuchten “neuneinhalb” und “logo”
In einer Studie von Stefan Aufenanger, Kathrin Mertes und Fabian Nold aus dem Jahr 2006 untersuchen die Wissenschaftler die zwei Nachrichtensendungen “neuneinhalb” und “logo!”, die beide Formate für Kinder und Jugendliche bieten. Dabei wurden zunächst, bezogen auf zwei unterschiedliche politische Themengebiete, die Inhalte der Sendungen auf Verständlichkeit und weitere Kriterien überprüft. In einem nächsten Schritt wurden dann Kinder und Jugendliche nach den Inhalten der Sendungen gefragt und somit geprüft, inwieweit sie die politischen Inhalte verstanden und wiedergeben konnten.
Altersunterschiede erkennbar
Die Kinder, die für die Studie befragt wurden, waren im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Beim Verständnis von Kindernachrichten zeigen sich deutlich Unterschiede in den verschiedenen Altersgruppen. Die Jüngeren können deutlich weniger Inhalte wiedergeben, als die älteren Kinder. Hier fehlt ihnen wahrscheinlich oft das nötige Vorwissen, um die Inhalte einzuordnen. Denn oft wird in den Sendungen ein bestimmtes Vorwissen vorausgesetzt, das allerdings nicht alle Kinder mitbringen.
Analogien als Verständnishilfe
De beiden untersuchten Sendungsformate, logo! und neuneinhalb greifen beide auf Analogien zurück, um komplexe Sachverhalte zu erklären. Das Problem hierbei: auch die Analogien müssen von den Zuschauerinnen und Zuschauern erst einmal verstanden werden und dann auch auf das neue Thema übertragen werden.
Wird zum Beispiel eine Koalition in der Sendung mit einer Fußballmannschaft verglichen, deren Spieler eigentlich nicht zusammen spielen möchten, dann erfordert dies zunächst das Wissen über die Regeln und Gegebenheiten des Fußballs. Sicherlich ist es aber ein guter Weg, politische Inhalte verständlicher zu machen. Viele der befragten Kinder verwendeten in ihren Erzählungen ebenfalls die Analogien sogar in einem richtigen Zusammenhang. Hier kann also von einem positiven Lerneffekt gesprochen werden.
Schwierigkeiten der Vermittlung
Die Redakteurinnen und Redakteure von Kindernachrichtensendungen stehen vor großen Herausforderungen. Politische Sachverhalte sind auch für Erwachsene schon manchmal schwierig, zu verstehen. Die befragten Kinder haben ganz verschieden auf die Nachrichten reagiert.
Manche haben ein starkes Verständnis gezeigt, manche konnten sich an gar nichts erinnern und manch andere nur vage etwas vom Gesehenen wiedergeben. Dies hat mit dem unterschiedlichen Wissensstand der Kinder zu tun, das mit verschiedenen Faktoren wie Alter oder persönlicher Entwicklung oder Erziehungsweisen zu tun hat. Kindersendungen bieten aber durchaus einen guten Einstieg für Kinder und Jugendliche verschiedenen Alters, sich mit politischen Geschehnissen auseinanderzusetzen.
Eltern sind gefragt
Auch beim Verständnis von Nachrichten sind mal wieder Eltern und Pädagogen gefragt, zu unterstützen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Kinder noch oft Schwierigkeiten dabei haben, politische Inhalte korrekt zu verstehen und in einen Zusammenhang zu bringen. Es kann also sehr hilfreich sein, als Eltern und Pädagogen mit den Kindern über die Inhalte zu sprechen, die Kinder nach dem gerade Gesehenen zu fragen, ihnen eigene Erklärungen zusätzlich anzubieten oder auch Politik vermehrt im Schulunterricht durchzunehmen. Den Kindern ist bereits viel geholfen, wenn sie das Gefühl haben, sie dürfen und sollen Fragen stellen.
Fazit:
Nachrichtensendungen für Kinder sind wichtig. Formate wie “logo!” und “neuneinhalb” bieten interessierten Kindern die Möglichkeit, informiert zu sein über politische Geschehnisse und in der Erwachsenenwelt mitzumischen. Sie bereiten die jungen Zuschauer auf eine Zukunft als mündige Bürger einer Demokratie vor, in der es wichtig ist, über politische Inhalte und aktuelle Geschehnisse in der Welt Bescheid zu wissen. Die Nachrichtensendungen versuchen, kindgerecht die sehr komplizierten Inhalte zu vermitteln. Da aber jedes Kind einen ganz eigenen Wissensstand hat und deshalb oft nicht alle Inhalte verstehen kann, sind Erwachsene und Pädagogen gefragt, bei der Vermittlung von Nachrichten zu unterstützen.
Das bedeutet, über das Gesehene zu reden, auf Fragen einzugehen, nachzuhaken, eigene Erklärungen anzubieten und immer ein offenes Ohr zu haben.
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