Steigert Vorlesen die Lesekompetenz der Kinder?
Vorlesen macht Kindern Spaß, ist oft Routine vor dem Schlafengehen in zahlreichen Elternhäusern und schafft ein soziales Erlebnis, das wertvoll für alle Beteiligten ist. Doch welchen Effekt hat es tatsächlich auf das spätere Lesenlernen des Kindes? Die Vorlesestudie untersucht dies seit 2017 jährlich in repräsentativen Befragungen mit Kindern der ersten bis vierten Klassenstufe und den Eltern.
Viele Kinder können nicht gut lesen
Die IGLU, die internationale Grundschul-Lese-Untersuchung zeigt, dass die Lesekompetenz bei vielen Kindern im Grundschulalter nicht genügend ist. So wechselt jedes fünfte Kind ohne ausreichende Kenntnisse von der Grundschule in die weiterführende Schule. Gerade in dieser Zeit ist die Kompetenz aber wichtig, denn dort wächst zunehmend das selbstständige Lernen an Bedeutung.
Elternarbeit ist gefragt
Dass die Kinder nicht gut genug lesen können, habe viele verschiedene Gründe. Die Studien zeigen, dass es eine deutlich wachsende Schere zwischen sehr guten und weniger guten Schüler*innen gibt. Einen großen EInfluss habe die Bildungssituation der Eltern auf die Lesekompetenz der Kinder. Außerdem gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Den Eltern müsse man daher kommunizieren und helfen, den Wert von der Sprachförderung im Vorschul- und Grundschulalter zu verstehen.
Regelmäßiges Vorlesen fördert die Lesekompetenz
Ein zentrales Ergebnis der neuesten Vorlesestudie aus dem Jahr 2018 besagt, dass das regelmäßige Vorlesen die spätere Lesekompetenz des Kindes deutlich steigert. Die Vorleseerfahrung, die die Kinder mit in die Grundschule bringen, variiert sehr stark.
Vielen Kindern wird mehrmals die Woche, manchen gar nicht oder selten, und manchen täglich vorgelesen. Die Hälfte der befragten Kinder meint aber auch, dass sie so gut lesen können wie die anderen Mitschüler*innen und etwa jedes fünfte Kind schätzt sich schlechter oder besser ein. Besonders die Kinder, denen früher seltener vorgelesen wurde, schätzen ihre Vorlesekompetenz schlechter ein.
Jedes dritte Kind mit Schwierigkeiten beim Lesenlernen
Vielen Kindern fällt das Lesen lernen sehr schwer. Die Kinder, denen täglich vorgelesen wurde, haben aber nach eigenen Angaben die wenigsten Schwierigkeiten dabei. Dabei zeigt sich also schon sehr deutlich, dass ein regelmäßiges Vorlesen dem Kind beim Lesenlernen hilft.
Die deutliche Mehrheit der befragten Kinder, die schon vor der Einschulung lesen konnte, haben zumindest mehrmals die Woche oder täglich vorgelesen bekommen. Außerdem empfinden Kinder mit wenig Vorleseerfahrung das Lesenlernen als sehr mühselig und anstrengend. Die Kinder dachten also oft, dass es schneller gehen würde, Lesen zu lernen und klagen über Ungeduld und Anstrengungen.
Unterschiede bei Jungen und Mädchen
Die Studie zeigt außerdem, dass Jungen häufiger über Hürden beim Lesenlernen stolpern als Mädchen. Eine mögliche Ursache dafür sind Unterschiede bei den Erfahrungen des Vorlesens. So bekommen mehr Mädchen bis zum Zeitpunkt der Befragung immer noch vorgelesen als dies bei Jungen der Fall ist. Und mehr Jungen haben noch nie vorgelesen bekommen. Eltern sollten hierbei versuchen, beide Geschlechter gleich in das Vorlesen zu integrieren und auch den Jungen das Lesen attraktiver machen.
Die Rolle der Schule
Schulen sollten nach Ergebnissen der Studie den Lernimpuls der Kinder wecken, ihnen Spaß am Lesenlernen bereiten und auf die unterschiedlichen Lernniveaus eingehen. Hilfreich sind dabei auch bestimmte Ausstattungen wie eine Leseecke, eine extra Bibliothek oder AGs, in denen die Welt der Bücher Thema ist. Die besten Voraussetzungen sind dann geschaffen, wenn das Kind einerseits zuhause vorgelesen bekommt und die nötige Sprachförderung bekommt und gleichzeitig lesefördernde Angebote in der Schule wahrnehmen kann.
Fazit:
Vorlesen ist eindeutig sehr wichtig für die Entwicklung des Kindes. Dabei sollte nicht nur einmal im Monat, sondern besser mehrmals die Woche gemeinsam ein Buch gelesen werden. Eltern sollten dies zu einer Routine werden lassen, an der sowohl Jungen als auch Mädchen Spaß haben. Denn damit werden sie ein hohes Startkapital in der Schule mitbringen. Das Lernen wird deutlich leichter fallen und auch mehr Freude bereiten. Bei der Wahl der Grundschule kann zusätzlich noch auf lesefördernde Einrichtungen geachtet werden, um dem Kind die Chance zu geben, sich noch mehr beim Lesenlernen und dem geschriebenen Wort auszuprobieren.