Tablets im Klassenzimmer- Lenken die mobilen Geräte die Kinder nicht nur ab?

 

iPads haben im Unterricht nichts zu suchen? – Von wegen! Denn mittlerweile gibt es immer mehr Schulen, die mobile Endgeräte, wie z.B. Tablets oder Laptops, als festen Bestandteil im Unterricht nutzen. Aber ist diese Lernmethode überhaupt erfolgversprechend? Oder lenken die Geräte nur vom eigentlichen Lernen ab?

 

Woher kommt die Idee?

Seit 2011, kurz nach dem Erscheinen der ersten iPads auf dem deutschen Markt, wurde die sogenannte „iPad-Klassen“ an deutschen Schulen eingeführt. Vorreiter dafür war die „Kaiserin Augusta Schule“ in Köln, die als erstes das Tablet-Projekt gestartet hat.

So stehen bis heute den Schüler*innen der Klassenstufen fünf bis 13 insgesamt 30 iPads im Unterricht zur Verfügung. Einer der Gründe für die Einführung interaktiver Geräte im Schulunterricht war damals in erster Linie der fehlende Platz für den Bau eines dritten IT-Raumes. Da die zwei existierenden Zimmer für die rund 1000 Schüler*innen der Schule schlicht zu klein waren, musste ein anderer Weg gefunden werden. Die Lösung: der Einsatz mobiler Endgeräte, die man auch außerhalb der Informatikräume benutzen kann. 

Die Idee bekam viel Zuspruch

Einmal angefangen stiegen immer mehr Schulen auf den fahrenden Zug auf, denn trotz zahlreicher Kritiker, wurde die Idee vonseiten der Schüler*innen und Lehrer*innen überwiegend gut aufgenommen. So benutzten rund 40 der insgesamt 70 Lehrer*innen bereits nach wenigen Monaten die iPads im Unterricht. Einzig das Problem des fehlenden Benutzermanagements, das Apple von Haus aus nicht mitbringt, machte anfangs etwas Probleme.

Dadurch mussten sich alle Kinder eine gemeinsame Benutzeroberfläche teilen, wodurch es passieren konnte, dass Kinder aus Versehen Projekte, Dateien oder Fotos anderer Nutzer*innen löschten. Daher wurde dazu übergegangen, Dateien zentral und online auf dem schuleigenen Wiki abzulegen, wodurch das Problem des versehentlichen Löschens gelöst werden konnte.

Ist das Projekt erfolgversprechend?

Mittlerweile benutzt nicht mehr nur die Kaiserin Augusta Schule iPads im Unterricht. Zahlreiche deutsche Schulen integrieren nun ebenfalls Tablets in den Schulalltag, denn der Erfolg des Pilotprojektes überzeugte. So wurde nach eineinhalb Jahren Testphase an der Kölner Schule eine Umfrage durchgeführt, deren Ergebnisse überzeugten.

Von den 301 Befragten gaben 90 Prozent an, dass die Arbeit mit dem iPad gut bis sehr gut funktioniere und, dass sie Arbeitsaufträge besser bearbeiten konnten als ohne das mobile Endgerät. 80 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen gaben ebenfalls an, dass sich die Möglichkeiten des individuellen Lernens durch die Tablet-Computer, dem Internet und den verschiedenen Bildungsapplikationen verbessert haben.

Schüler*innen seien motivierter

Die Arbeit mit den Tablets habe spürbar zu einer Veränderung der Unterrichtskultur beigetreten, erklärt André Spang, Leiter des Projekts, eineinhalb Jahre nach Einführung der iPads. Die positiven Entwicklungen seien unter anderem größere Motiviertheit der Schüler*innen, die produzierten Unterrichtsinhalte seien nachhaltiger, da sie online abgespeichert werden und die traditionelle Rollenbegrenzung von Lehrer*innen und Schüler*innen habe sich geändert.

Die Änderung käme unter anderem daher, da die Schüler*innen durch den Unterricht mit Computern und Tablets stärker eingebunden werden. Die Ergebnisse des Pilot-Projektes der KAS in Köln waren nach 18 Monaten so überzeugend, dass die Schule auch rund neun Jahre später immer noch iPads im Unterricht einsetzt. Aber auch zahlreiche andere Schulen in Deutschland setzten mittlerweile auf den Einsatz mobiler Endgeräte im Klassenzimmer.

Vorteile der iPad-Klassen

Auf der einen Seite steht klar der Vorteil, dass Kinder durch den Umgang mit dem iPad frühzeitig an die immer medialer werdende Arbeitswelt gewöhnt werden. Ohne Computer, Smartphone und Tablet funktioniert in der heutigen Zeit schließlich nichts mehr, weswegen ein früher Umgang mit diesen Geräten von großem Vorteil sein kann.

Auch für den schulischen Alltag bietet ein iPad nützliche Funktionen, wie beispielsweise AirDrop und AirPlay. Mit diesen lassen sich Dateien leicht untereinander teilen und drahtlos über einen Beamer an die Wand werfen. Dies erleichtert das Teilen und Besprechen von Hausaufgaben oder Unterrichtsergebnissen erheblich und spart Zeit. Außerdem werden Kopierkosten reduziert, indem alle nötigen Dateien einfach heruntergeladen werden können.

Nachteile der iPad-Klassen

Allerdings gibt es auch Argumente, die gegen den Gebrauch von iPads im Unterricht sprechen. Ein Problem ist beispielsweise das benötigte WLAN. Die wenigsten Schulen besitzen derzeit tatsächlich ein funktionierendes, für die Schüler*innen zugängliches WLAN. Dieses muss zumeist erst eingerichtet werden, bevor sich die Nutzung von Tablets im Klassenzimmer lohnt.

Ein weiterer, negativer Aspekt sind die hohen Anschaffungskosten. So gibt es derzeit vor allem zwei Modelle an deutschen Schulen. Während manche Schulen die iPads bezahlen und den Schüler*innen leihen, verlangen andere von den Schüler*innen die Geräte selbst zu bezahlen. Jedoch kann nicht jede Familie die Anschaffung eines mobilen Endgerätes bezahlen und auch für Schulen ist der Einkauf von Tablets teuer. Ein weiteres Risiko ist, dass die Tablets Kinder im Unterricht ablenken könnten, vor allem wenn es die eigenen Geräte sind. Da können Spiele oder soziale Medien schnell interessanter werden als die zu erledigende Aufgabe. 

 

Fazit:

Die voranschreitende Digitalisierung beeinflusst unser Leben täglich und das gilt auch für unsere Kinder. Tablets, Computer und Handys sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. So ist es nur natürlich, dass auch Schulen mehr und mehr auf mediales Lernen setzen. Zum einen, um den Unterricht zu verbessern und zum anderen, um unsere Kinder auf die technikgeprägte Arbeitswelt vorbereiten. Unser Tipp aus der Redaktion lautet daher, dass man sich nicht gegen die Nutzung von Tablets in der Schule stellen sollte.

Durch den Umgang mit diesen können unsere Kinder viel lernen, sowohl für die Schule als auch für das spätere Leben. Allerdings muss nicht direkt ein neues Gerät für den Nachwuchs gekauft werden, wenn dies nicht verlangt ist. Ein geliehen, rein zum Lernen gedachtes Gerät, erfüllt den Zweck voll und ganz!

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