„Dünn sein ist wichtiger als gesund sein. Du bist niemals zu dünn!“
Wir mussten leider schon häufig über gefährliche Trends berichten, die ihre Grundlage im Internet gefunden haben. Heute beleuchten wir so genannte „Pro-Ana-Webseiten“, die Essstörungen und deren Folgen krankheitsbefürwortend darstellen. In Blogs oder auf Social Media Profile bringen Betroffene ihre befürwortende Einstellung gegenüber Magersucht und Bulimie zum Ausdruck und stellen ihre Essstörung als erstrebenswerten Lifestyle dar. Andere Betroffene wiederum fühlen sich durch die jeweiligen Inhalte verstanden und ermutigt, weiter an ihrer Essstörung festzuhalten. Daher möchten wir über die Gefahr aufklären und euch wichtige Tipps mit an die Hand geben.
Was kommunizieren Ana und Mia?
„Pro-Ana“ (= Anorexia nervosa) kommt aus dem Lateinischen und steht für Magersucht. Pro-Mia (= Bulimia nervosa) ist die Bezeichnung für eine Ess-Brech-Sucht, auch Bulimie genannt. Typisch für Pro-Ana/-Mia Webseiten ist die Glorifizierung der Essstörung als anzustrebender Lebensstil und die Verharmlosung jeglicher Risiken. Auch sucht man auf diesen Webseiten vergeblich nach einer Krankheitseinsicht bei den Nutzenden. Sie nutzen die Plattformen um sich in ihren Krankheiten regelrecht anzuspornen.
Warum sehen Anhänger*innen Ana und Mia als Freundin?
„Die Anhängerinnen und Anhänger kennen die Inhalte in der Regel auswendig und halten sich strikt daran. Bei einem Verstoß strafen sie sich mit exzessivem Sport, Erbrechen und weiterem Fasten. Online werden sie von anderen Betroffenen unterstützt und ermutigt. Auf diese Weise suggeriert die Internetgemeinschaft ein gefährliches „Wir-Gefühl“, das häufig als Ersatz für den sozialen Umgang im Familien- und Freundeskreis dient.“ (Erläuterung der Gewerkschaft der Polizei)
Warum sind Ana und Mia so gefährlich?
Jeder Jugendliche hat in der Pubertät mit großen Verunsicherungen zu kämpfen. Sie sind in ihrer Persönlichkeit und ihrem Körperbild noch nicht gefestigt. Oft suchen sie dann im Internet nach Tipps oder Gleichgesinnten, Menschen, denen sie sich anvertrauen können. Es besteht die Gefahr, dass sie auf der Suche nach Hilfsangeboten im Internet durch Pro-Ana-/-Mia-Seiten in ihrer Krankheit bestätigt werden und statt der benötigten Hilfe Tipps zum Weitermachen finden. Hinzu kommt, dass Außenstehende die Erkrankung und die Nutzung von Pro-Mia oder Pro-Ana oft erst spät erkennen, da die Betroffenen ihre Probleme vor ihrem Umfeld verbergen.
Wer ist von Essstörungen betroffen?
Rund 20 Prozent der 11- bis 17-Jährigen in Deutschland zeigen Anzeichen einer Essstörung. Doch Magersucht und Bulimie sind die folgenschwersten Formen. An diesen beiden Krankheitsbildern erkranken etwa fünf Prozent der Jugendlichen. Die Magersucht hat ihren Beginn vor allem im frühen Jugendalter bzw. während der Pubertät, aber auch im jungen Erwachsenenalter. Die Bulimie dagegen beginnen meist etwas später als die Magersucht, also vorwiegend im späteren Jugendalter und jungen Erwachsenenalter. Über alle Essstörungen hinweg sind Mädchen bzw. Frauen deutlich häufiger betroffen als Jungen bzw. Männer.
Wie erkenne ich „Pro-Ana“ und „Pro-Mia“?
“Hoffentlich werden wir gute Freunde. In der nächsten Zeit werde ich viel Zeit in dich investieren und ich erwarte genau dasselbe von dir [..]Deine Freunde verstehen dich nicht. Die sind nicht ehrlich. Früher als die Unsicherheit an dir genagt hat und du sie gefragt hast ‘Sehe ich … fett aus?’ und sie antworten ‘Oh nein, natürlich nicht!’ wusstest du, dass die lügen.” (Auszug aus einem dieser Briefe)
Was kann ich tun, um meinem Kind zu helfen?
Fazit:
Wer sich näher mit diesem Trend beschäftigt, kann nur geschockt sein. Den Betroffenen wird gezielt das Gefühl vermittelt in eine Gemeinschaft eingebunden zu sein. Dies wird als Stütze erlebt, ist aber letztlich krankheitserhaltend ist. Beachte jedes Anzeichen, dass dein Kind zeigt. Die Betroffenen sind Meister im Verstecken ihrer Essstörung.
Das Kind schreit
stundenlang und nichts scheint zu
helfen, die Teenager-Tochter hört nicht, der 17-jährige Sohn schwänzt die Schule… Diese Situation kennen sicherlich alle Eltern und vor allem junge Mütter und Väter können dann an ihre Grenzen geraten. Aber an wen kann man sich wenden, um Hilfe zu bekommen, ohne als „Versager*in“ dazustehen?
Ähnliche Artikel